Lieber nackt als Nazi

Lieber nackt als Nazi...

von Hendrik Meisel

 

Mittwoch, 06. Februar 2013, ich betrete den Gemeindesaal der ev. Marien-Kirchengemeinde in Dortmund. Hier findet heute die Auszeichnung der Teilnehmenden am Kreativwettbewerb der Kampagne "Wir können bunt!" des Amtes für Jugendarbeit in Westfalen statt. Dabei geht es um die Anti-Rassismusarbeit, das Miteinander der Kulturen und Religionen und eine inhaltliche Auseinandersetzung damit. In diesem Saal sind schon viele Kinder und Jugendliche aus Schulen und Kirchengemeinden in ganz Westfalen versammelt. Vielen Arbeiten, Plakate, Fotographien und Filme wurden eingereicht. An der Wand hängen die besten fünf Einsendungen als Plakate. Eins sticht dabei sofort ins Auge. "Lieber nackt als Nazi!" steht oben drüber. Darunter stehen und sitzen rund zehn wenig bekleidete Jugendliche. Was ein Bild denke ich! Mutig - lustig - knallhart, einfach provozierend!
Diese Jugendlichen stehen zusammen als Gruppe, als eine Einheit. Und sie haben eine Botschaft. Sie würden sich lieber der Außenwelt komplett nackt präsentieren, als als Nazi - was ein Statement!

Diese Jugendlichen positionieren sich hier gegen nationalsozialistisches Gedankengut, gegen Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass sowie gegen Rassismus. Sie denken in Kategorien von Toleranz, Vielfalt und Demokratie. Eine Gruppe - eine Botschaft - ein Miteinander.
Auf dem Bild fällt noch etwas ins Auge. An verschiedenen Stellen taucht die Friedensflagge mit ihren Regenbogenfarben auf. Frieden und ein friedliches Miteinander der Menschen, gleich welcher Herkunft, Religion oder Hautfarbe ist hier die zentrale Forderung. Wir können bunt - das zeigen die Jugendlichen mit den vielen Friedensflaggen und den bunten Regenbogenfarben, mit denen sie sich geschmückt oder bemalt haben.


Sie machen es wie Jesus, für sie zählt auch nicht die Herkunft, die Hautfarbe oder Religion. Es geht nicht um den sozialen Status, die Staatsbürgerschaft oder den Geburtsort, der im Pass eingetragen ist. Für sie zählt der Mensch!
Jesus hat dieses Miteinander verschiedener Menschen, Kulturen und Religionen konkret gelebt. Für ihn gab es nicht Menschen zweiter Klasse, Menschen, die ausgegrenzt werden müssen. Für Jesus bedeutet Nächstenliebe konkret, auf seine Feinde zuzugehen, Gemeinsamkeiten zu betonen, anstatt Unterschiede zu suchen.
Diesem Vorbild gilt es nachzufolgen - für ein friedliches Miteinander, für Toleranz und Demokratie. Hier darf jeder so sein, wie er ist. Und wenn jemand lieber nackt, als ein Nazi ist, kann ich das sehr gut verstehen.
In diesem Sinne euer