3...2...1... meins

von Julia Kreuch

 

„3, 2, 1, Meins!“

Mit diesem Werbeslogan wirbt die Ebay in Deutschland. Dieser Slogan bringt kurz und kompakt zusammen, wie das Geschäft auf Ebay läuft. Innerhalb von drei kleinen Schritten erhält man den Artikel seiner Wahl: Suchen, finden und kaufen. Und zack, gehört er mir. Endlich habe ich genau das erhalten, was ich haben wollte! „3, 2, 1, Meins!“. Ganz nach dem Motto: Haste was, dann biste was. Und eben genau das dachte sich sicherlich auch Zachäus aus der Erzählung im Lukasevangelium. Schauplatz ist die Handelsstadt Jericho zur Zeit der Besetzung durch die Römer. Zachäus ist Zöllner und gar nicht beliebt bei seinen jüdischen Landsleuten. Denn er treibt die Steuern ein, die die Römer auf alles erhoben haben. Die Zöllner unterstützen also die Feinde und bereicherten sich selbst noch großzügig, in dem sie die eigenen Landsleute betrogen. Sie sind somit von der jüdischen Bevölkerung ausgeschlossen. Zachäus erfährt, dass Jesus in der Stadt ist und macht sich auf den Weg, um ihn zu sehen. Dadurch, dass er klein ist, hindern die Menschenmassen ihn daran Jesus zu sehen. So läuft er voraus & klettert auf einen Maulbeerfeigenbaum am Rand des Weges, wo er vermutet, dass Jesus vorbei kommen wird. Jesus kommt vorbei, sieht ihn auf dem Baum und sagt zu ihm: „Zachäus, steig eilends herab! Denn heute muss ich in deinem Haus bleiben.“ (Elberfelder Lk 19,5) Es ist nicht überliefert, was dann genau in Zachäus Haus passiert, aber wir können mutmaßen. Jesus nimmt sich für Zachäus Zeit und nimmt ihn an, wie er ist. Wahrscheinlich erzählt er von Gottes Liebe und Vergebung und von Gottes Reich. Daraufhin erkennt Zachäus, dass ihm gerade ein Geschenk gemacht wurde: Obwohl er bisher von sich aus keinen Platz für Gott in seinem Leben hatte, ist dieser in sein Leben getreten. Zachäus hat Gottes Gnade erfahren. Und so spricht er zu Jesus: „Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen und wenn ich etwas von jemanden durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach.“ (Lk 19,8) Doch Jesus erwidert nur: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist; denn der Sohn der Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lk 19,9-10) Erkennt auch ihr diese Dreiteilung wieder? „3, 2, 1, Meins!“? So in etwa sagt Jesus das zu den Verlorenen: Ich bin gekommen, um euch zu suchen und zu retten. Es ähnelt dem Geschäft auf Ebay. Die Verkäufer setzen ihre Artikel bei Ebay online, weil sie diese nicht mehr benötigen, ja weil diese keinen Wert mehr für sie haben. Diese Artikel sind einfach, wie Zachäus vom jüdischen Volk, aus ihrer Umgebung ausgeschlossen, regelrecht verstoßen worden. Und da kommt dann der Käufer ins Spiel. Er besucht die Ebay-Seite, denn er sucht genau diesen Artikel. Und wenn er ihn dann gefunden hat, kauft er ihn & rettet ihn somit aus seiner Nicht-Zugehörigkeit, aus seiner Verlorenheit. Nun ist der Artikel wieder etwas wert! Er ist aufgenommen worden. Ich sagte gerade, dass Jesu Handeln dem Geschäft ähnelt, aber es gleicht ihm nicht. Dank des Wesens der Konsumgesellschaft, nämlich der Drang immer weiter und immer mehr schöne Dinge zu kaufen, bleibt einiges auf Ebay liegen. Bei Jesus ist das anders. Denn bei ihm bleibt nichts, wie auf Ebay, einfach „liegen“. Bei Jesus fällt niemand raus. Jesus sieht die guten Seiten der Menschen & sieht über unsere Fehler hinweg. Er ist auf diese Welt gekommen, um uns die Liebe und Gnade seines Vaters, unseres Herrn, zu zeigen und zu lehren. Er bietet jeden von uns an, am Reich Gottes Teil zu haben und das ohne uns unserer Herkunft, unseres Handelns oder unserer Persönlichkeit nach zu beurteilen. Er rettet uns aus unserer Verlorenheit. Er nennt uns „Seins“ bzw. „Meins“ und schenkt uns somit eine Orientierung, eine Gemeinschaft und Halt. Er nimmt uns auf als Töchter und Söhne Abrahams und damit in seine Gemeinschaft. Er sagt uns, dass wir etwas Wert sind. „Der Sohn der Menschen ist gekommen,zu suchen und zu retten,was verloren ist.“