von Corinna Habeck

„Nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“ – diese Metapher wählte Dietrich Bonhoeffer in seinem Widerstand gegen die Politik des Nationalsozialismus und forderte damit, dass die Kirche sich in eine menschenverachtende Politik einmischen muss. Dieses bekannte Bild fiel auch mir ein, als fest stand, dass die diesjährige Ev. Jugendkonferenz auf der Wewelsburg in Paderborn stattfinden wird.
Die Wewelsburg in Büren bei Paderborn ist ein geschichtlich geprägter Ort, der einmal mehr an die menschenverachtenden Grausamkeiten der nationalsozialistischen Diktatur erinnert. Heute leben wir in einer demokratischen Gesellschaft und doch mussten wir beispielsweise im Wahlkampf zur Bundestagswahl auf manchen Wahlplakaten Sprüche lesen wie „Geld für die Oma, statt für Sinti und Roma“. Dies zeigt, dass Bonhoeffers Aufforderung auch in die heutige Zeit übertragbar ist: Die Kirche darf nicht schweigen, sondern muss aktiven Widerstand gegen Rassismus und Rechtsextremismus leisten.
Als Christ ist es unser Auftrag nicht wegzusehen und weiterzugehen, sondern im Sinne der Nächstenliebe klar Stellung zu beziehen gegen rassistische Ideologien. Alle Menschen sind vor Gott gleich wertvoll unabhängig ihres Geschlechts, ihres Herkunftslandes, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Förderbedürftigkeit. Vor allem Kinder und Jugendliche sind leicht zu manipulieren und mit rassistischen Parolen zu verführen wie Berichte zur Hitlerjugend zeigen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass sich die Evangelische Jugendarbeit mit der Thematik beschäftigt. Der Kreativwettbewerb der Kampagne „Wir können bunt“ des Amtes für Jugendarbeit in Westfalen (juenger-NEWS berichtete) hat gezeigt, dass es sich lohnt gegen Rechtsextremismus aktiv zu werden und man dabei viele Kinder und Jugendliche erreichen kann. Nun machen wir uns auch als EJKW auf den bedeutsamen Weg: Wir wollen die Augen nicht vor der Realität verschließen. Wir wollen uns sensibilisieren für aktuelle rechtsextremistische Mechanismen. Und wir wollen als Evangelische Jugend Position gegen Rassismus beziehen.
Mit diesen Gedanken begrüße ich euch herzlich zur Sonderausgabe unserer juenger-NEWS anlässlich der EJKW und möchte euch im Vertrauen auf Gott Kraft geben sich mit der erschütternden Thematik auseinanderzusetzen und Mut machen, sich Rassismus entgegen zu stellen.