Musiktheater

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„Die Erinnerung bleibt“

Im Rahmen der Kampagne „ERINNERN ERKENNEN ENNGAGIEREN - 75 Jahre Pogromnacht 9. November 1938" der Evangelischen Jugend in Rheinland, Westfalen und Lippe  ist ab Mitte Oktober ein innovatives Musiktheaterstück zu sehen – und das in 6 Städten in NRW.

Um die Erinnerung an die Ereignisse wach zu halten, hat die eSw Ev. Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V. das ungewöhnliche Stück mit Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 18 Jahren entwickelt. Im gleichnamigen Projekt „Die Erinnerung bleibt“ setzen sie sich mit den Ausdrucksmitteln Schauspiel, Film und Musik mit dieser Epoche auseinander.

Zunächst haben sich die 25 Jugendlichen an einem Wochenend-Seminar mit den Ereignissen um den 9. November beschäftigt. Schauspiel-Übungen und der Wechsel von Täter- und Opferrollen halfen ihnen, einen emotionalen Zugang zu den Figuren zu erhalten. Auch der Umgang mit Macht und die Art und Weise, wie Propaganda und Manipulation damals und heute funktionieren, wurde so für sie nachvollziehbar. Das Besondere der Gruppe: 70% der Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund. Davon sind die meisten muslimisch sozialisiert; einige haben Erfahrungen im Hinblick auf Verfolgung und Vertreibung.

Das Projekt erhebt nicht den Anspruch, ein weiteres Stück Geschichte, sondern vielmehr Geschichten zu erzählen, wie sie damals in ganz Deutschland hätten passieren können und auch passiert sind.

Es soll Jugendlichen  auf nachvollziehbare Weise die damaligen Ereignisse nahe bringen: Der 9. November ist der Tag, an dem organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand setzten. Es ist der Tag, an dem tausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte jeder in Deutschland sehen, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden waren. Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. Das Projekt setzt ein deutliches Zeichen für die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, dass sich dieses Ereignis niemals wiederholen darf.

Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Gandhi Chahine, Projektmanager Dirk Schubert und Paul Gaffron von der eSw leiten das Projekt. Seit Jahren entwickeln sie gemeinsam künstlerisch-kreative Modellprojekte, die Bildungsthemen aufgreifen und die gesellschaftliche Teilhabe von jungen Menschen fördern. Die Musikworkshops und die Songproduktion gestaltet Germain Bleich (Sons of Gastarbeita), die Filmbeiträge Karsten Kleffmann.

Das Musiktheaterstück wird gefördert vom Land NRW.

 

Dirk Schubert