Memo: Jetzt nicht aufgeben!- Landesjugendpfarrer Christian Uhlstein zur aktuellen Lage in Afghanistan
Als vor 20 Jahren das kriegerische Eingreifen der westlichen Welt in Afghanistan begann, war dieses durch die Angst vor den Terror der damaligen Jahre begründet. Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen. "Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt", meinte der damalige Verteidigungsminister Peter Struck im Jahr 2004.
Allen Beteiligten war über die Zeit des Einsatzes bewusst, dass es mit militärischen Mitteln nicht getan sein würde. Deshalb wurde viel in Bildung und gesellschaftliches Leben investiert. Nun kommt also die Stunde der Wahrheit. Die Bilder der Machtübernahme der Taliban lassen Schlimmes vermuten, auch wenn anderes angekündigt war. Noch ist offen, was die Folgen für die Kinder und Jugendlichen sein werden, u. a. besonders für Mädchen und Frauen, die in den letzten 20 Jahren ein Recht auf Bildung und Teilhabe in der afghanischen Gesellschaft hatten. Was kann man tun?
In diesen Tagen hilft es sicherlich erst einmal, sich für konkrete Unterstützung für die von Gewalt und Verfolgung betroffenen Menschen einzusetzen. Dazu gehört eine großzügige und weitreichende Aufnahme und Integration der Flüchtlinge. Mein Leitbild als Christ ist dabei das Leben Jesu, der ein Freund des großzügigen Teilens war. Ich denke an die Geschichte des barmherzigen Samariters, der dem Fremden, der halbtot am Wegesrand lag, half. Der einfach so seine Wunden versorgte und ihn auch noch für einige Tage die Unterkunft in der Pension bezahlte, damit dieser wieder auf die Beine kam.
Langfristig ist aber viel mehr notwendig: Unterdrückte und benachteiligte Mit-Menschen nicht zu vergessen, sondern sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass diese Welt eine gerechte und faire wird, in der alle Menschen gleichbehandelt werden. In Afghanistan und an allen Orten dieser Welt. Eine unlösbare Aufgabe? Ja, dieses Gefühl überfällt mich manchmal. Dann aber denke ich an (2. Tim 1,7) “Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.”
Und deshalb ermutige ich mich und euch nicht aufzugeben, sondern immer wieder neu für Frieden und Gleichberechtigung einzutreten. In den ganz großen politischen Prozessen oder in den ganz kleinen Situationen des Alltags.
Afghanistan ist weit außerhalb meines Alltags. Aber auch hier kann ich mich politisch engagieren, mich Initiativen anschließen, die auch von kirchlicher Seite aus unterstützt werden, und die sich schon lange mit dem Land und der Situation dort beschäftigen.
An alle Weltverbesserer und Memo an mich selbst: nicht aufgeben!
Hier geht es zu den angesprochenen Hilfsprojekten
Petition „Luftbrücke für Afghanistan“