EU Töpfe für die Evangelische Jugend von Westfalen erschließen
Klausur der Geschäftsführenden Jugendreferenten der Evangelischen Jugend von Westfalen in Brüssel
Ein mehr als gefülltes Programm erwartete die Runde von 25 Personen, die in der Evangelische Jugend von Westfalen für die Finanzen der Jugend auf Kirchenkreis- und Landesebene zuständig sind, ab Montag den 16.03. in der belgischen Europa Hauptstadt.
Die Abgesandten der westfälischen Jugendarbeit hatten sich vorgenommen aus erster Hand Informationen über Europas Förderpolitik zu Jugendthemen zu erhalten. Begleitet wurde die Runde in ihrer Zeit in Brüssel von der Referentin für Jugendpolitik der aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend Deutschland e.V.), Doris Klingenhagen.
Direkt nach der Ankunft in der rasant wachsenden Europa Stadt gab es durch eine kleine Stadtführung einen ersten Eindruck vom Regierungsviertel.
Dieser Rundgang endete im EKD (Evangelische Kirche Deutschland) Büro, dem auch Doris Klingenhagen, neben ihrem Dienstsitz in Hannover, angegliedert ist.
Durch Katrin Hatzinger, Oberkirchenrätin der EKD und Leiterin des Büros, gab es zunächst einen kurzen Überblick über die aktuellen Themen des Büros wie Migration und Soziales Europa, sowie der allgemeinen Aufgaben des EKD Büros. „Auch die Griechenland Debatte ist hier natürlich Tag für Tag Thema“, berichtete Hatzinger. Das Tagesgeschäft vollziehe sich aber eher in juristischer Arbeit. Stellungnahmen würden verfasst, Änderungsanträge geschrieben und der Kontakt zu Abgeordneten gesucht. Auch Andachtsangebote für Abgeordnete und Veranstaltungsangebote zu unterschiedlichen Themen gehörten zu den Aktivitäten des Büros in Brüssel.
Insgesamt, so Hatzinger, sei es Aufgabe des EKD Büros auf den unterschiedlichsten Ebenen Evangelische Akzente in Europa zu setzen.
Im EKD Büro angesiedelt ist seit 2011 auch die Servicestelle EU-Förderpolitik/-projekte. Aufgabe dieser Stelle ist es kirchliche und diakonische Einrichtungen über Förderungen zu informieren und zu beraten (Internetseite der Servicestelle: http://www.ekd.de/bevollmaechtigter/bruessel/foerderservice/servicestelle_foerderpolitik.html.
Zuständig für diesen Bereich ist Gisela de Vries, die die Geschäftsführenden in die grundlegende Gedankenwelt der Förderpolitik einführte.
Es komme in erster Linie darauf an, dass die Projekte mit den politischen Zielen der EU übereinstimmen. Diese Ziele sind in der EU 2020 Strategie festgehalten, die die großen politischen Ziele beschreibt und auf die alle Förderprogramme ausgerichtet seien. Diese umfasse im Wesentlichen die fünf folgenden Bereiche:
Beschäftigung, Forschung und Entwicklung, Klimawandel und nachhaltige Energiewirtschaft, Bildung, und neu dabei: Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung.
Zukünftig sollen bei allen Programmen die Ergebnisse besser messbar sein. Ebenso ist eine Vereinfachung des Aufwands für Projektnehmer und Verwaltung vorgesehen. Dies solle in erster Linie durch die Zuweisung von Pauschalen erreicht werden.
Zur Förderung der unterschiedlichen Anliegen stehen auch unterschiedliche Förderprogramme bereit. Als das Interessanteste für die kirchliche Jugendarbeit beschrieb de Vries das Programm Erasmus+, welches auf Bildung, Ausbildung und Jugend ausgerichtet sei.
In einem Newsletter werde regelmäßig über Neuigkeiten zur Förderung informiert. Für diesen Newsletter kann man sich unter folgender website anmelden: http://www.ekd.de/bevollmaechtigter/bruessel/newsletter/anmeldung.php
De Vries informierte weiter, dass die westfälische Landeskirche vor Ort auch einen konkreten Ansprechpartner habe. Dies sei Jürgen Born vom Institut für Kirche und Gesellschaft. Der erste Weg für Beratung und Begleitung wäre für unsere Jugendarbeit also dort um Unterstützung anzufragen. Kontakt Jürgen Born: http://www.kircheundgesellschaft.de/wirtschaft-arbeit-und-soziales/team/born-j/
Auch am Dienstag gab es zunächst weitere Informationen durch das EKD Büro.
Europäische Jugendpolitik, so Klingenhagen, habe als eine Kernaufgabe Jugendbegegnungen. Dies sei aber eben auch Kern der Evangelischen Jugend. Das könne man sich zu Nutze machen.
„Manchmal müssen die guten und qualitativ hochwertigen Strukturen der Evangelischen Jugend aber auch gegen verrückte Ideen verteidigt werden“, kommentierte Klingenhagen die Vereinbarkeit von europäischen Ideen und der Evangelischen Jugend.
Es sei aber ja die politische Aufgabe der aej die Interessen der Evangelischen Jugend auf Europaebene konsequent zu vertreten.
Im weiteren Verlauf des Vormittags informierte Klingenhagen die Geschäftsführenden darüber, was gerade in den Diskussionen aktuell anstehe. Dabei spiele die EU Jugendstrategie (2010- 2018) eine wesentliche Rolle. Dies sei der gemeinsame Rahmen, auf den sich alle Mitgliedsstaaten verständigt haben. Auch in Deutschland soll diese umgesetzt werden.
Die EU Jugendstrategie mache sich, so Klingenhagen, an zwei Hauptzielen fest:
1. Mehr Möglichkeiten und mehr Chancengleichheit für alle jungen Menschen im Bildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt.
Verbandliche Jugendarbeit laufe dabei unter Bildung - aber eben auch deutlich unter nonformaler Bildung, sortierte Klingenhagen ein.
2. Förderung des gesellschaftlichen Engagements, der sozialen Eingliederung und der Solidarität aller jungen Menschen.
Dahinter, so Klingenhagen weiter, stünden die Themen Ehrenamt und Freiwilligendienste.
Aus diesen Hauptzielen ergäben sich dann wieder konkretere Aktionsfelder.
Längst nicht bei allen Themen sei Deutschland vorne mit dabei. In Sache Jugendmobilität oder Jugendarbeit und Schule könne man noch viele positive Anregungen von den nordischen Ländern aufnehmen.
Zum Thema Jugendbeteiligung sei der strukturierte Dialog immer wieder ein Basiselement. Abschließend resümierte die Referentin für Jugendpolitik der aej, dass der Einflüsse von Europa auf die Jugendarbeit faktisch zunähme.
Nach ganz viel Strategie wurde es für die Reisegruppe nun erst mal wieder ganz praktisch. Der Besuch im Europa-Parlament stand an.
Neben einem Mittagessen in der Besucher-Kantine und einen Blick auf den, an diesem Tag leider leeren Plenarsaal, gab es auch eine konkrete Verabredung. Reimer Böge, schleswig-holsteinischer CDU-Europaabgeordneter (http://www.reimer-boege.eu), nahm sich Zeit, um der Gruppe seine Arbeit in Brüssel zu erläutern.
Ein weiterer Besuch an diesem Tag fand im Europäischen Jugendforum statt. Dies ist das Pendant zum Deutschen Bundesjugendring auf Europa Ebene. Sarah Farndale, Mitarbeiterin im Jugendforum, berichtete von der Arbeit des Forums und stellte die Homepage vor, auf der alle relevanten Informationen, auch mit Videos, zu finden sind:
http://www.youthforum.org/
Als abschließenden Programmpunkt für den Dienstag besuchte die Reisegruppe den ökumenischen Dachverband auf Europäischer Ebene, den Ökumenischen Jugendrat.
Der Ökumenische Jugendrat in Europa heißt auf englisch Ecumenical Youth Council in Europe, abgekürzt EYCE. Er ist eine christliche, ökumenische Jugendorganisation, welche es sich zum Ziel gemacht hat, junge Menschen in Europa mit ihren verschiedenen Belangen zu repräsentieren und für sie zu agieren. (https://www.eyce.org). Krist?ne Jansone aus dem Brüsseler EYCE Büro stellte den Besuchern anhand einer Powerpoint Präsentation die Arbeit des EYCE vor. Für die Arbeit in Brüssel selbst sei auch immer eine gewisse Nähe zum EKD Büro vorhanden, die immer wieder auch gelungene Kooperationen mit sich brächte.
Nach einem Tag mit vielen Informationen, vielen Begegnungen und jeder Menge Büroräumen gab es nun in den Abendstunden auch endlich Zeit, im informellen Rahmen der Reise, die Altstadt Brüssels mit seinen historischen Gebäuden in Augenschein zu nehmen. Jetzt war auch die Gelegenheit die belgische Lebenskultur zu genießen, bei der die belgische Pommes natürlich nicht zu vernachlässigen war.
Der Mittwoch, der auch Abreisetag war, hatte zunächst allerdings noch einen weiteren Programmpunkt: Der Besuch der Landesvertretung NRW in Brüssel. Klaus Müller (http://www.mbem.nrw.de/ministerin/team-bruessel/?detailid=147&referat=0), Mitarbeiter der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, empfing die Runde der Geschäftsführenden und erläuterte zunächst die Aufgaben des Büros in Brüssel. Neben fachlicher Arbeit gäbe es auch dort jede Menge Veranstaltungen. 95% dieser Veranstaltungen seien allerdings auch Fachveranstaltungen. „Papier, Papier,Papier“, bemerkte Müller dazu mit einem Lächeln. Allerdings bestünde auch die Möglichkeit, mit Unterstützung der Vertretung, Themen der Evangelischen Jugend von Westfalen dort in Brüssel in Form von Veranstaltungen einzubringen.
In einem weiteren Schritt beschrieb auch Müller die europäische Jugendpolitik und legte derzeitige Statistiken zu Jugendbeschäftigung vor.
Ein weiteres Mal wurde den Reisenden deutlich: europäische Jugendpolitik meint in erster Linie Beschäftigungspolitik.
Dennoch ging Müller anschließend auch auf konkrete Förderprogramme wie Erasmus+ ein und gab den Geschäftsführenden noch einige hilfreiche Impulse mit auf den Weg.
Abschließend, nach drei Tagen zahlreicher Eindrücke in der Europa Metropole, war klar: Europa ist ein, nicht zuletzt finanziell, wichtiges Feld, auch für die Evangelische Jugend von Westfalen. In wieweit aber Angebote der Evangelischen Jugend von Westfalen von dort Unterstützung erlangen können ist fraglich. Dort wo es gelingt Angebote an die Förderprogramme zu koppeln bestehen aber tatsächlich Chancen. Wie diese Chancen zukünftig genutzt werden können, wird die Runde der Geschäftsführenden der Evangelischen Jugend von Westfalen sicherlich noch weit über die Rückkehr in Westfalen am späten Mittwoch Nachmittag beschäftigen.
März 2015
Anja Lukas-Larsen