22. Villigster Mädchen- und Frauentreffen

Das Leben ist kein Ponyhof

22. Villigster Mädchen- und Frauentreffen thematisierte das Gleichgewicht im Leben

Es war kein Reitkurs, für den die 78 Mädchen und Frauen am Wochenende (20. und 21. November) den Berchumer Berg zur Evangelischen Jugendbildungsstätte in Hagen hoch strömten, sondern das jährliche Event der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Sachen Frau: das Villigster Mädchen- und Frauentreffen.

Die Veranstaltung, die ihrem Namen nach sonst in Haus Villigst (Schwerte) stattfindet, thematisierte bei diesem 22. Treffen die Kunst, im Sattel des Lebens zu bleiben und das ganz aus weiblicher Sicht. Ob Schule oder Job, Familie, Glaube, Liebe und Beziehungsgestaltung - das Leben stellt Frauen immer wieder vor neue Herausforderungen. Gesucht wurde an diesem Wochenende nach Möglichkeiten, wie es gelingt, das Gleichgewicht zwischen sich selbst und den unterschiedlichen Anforderungen zu halten.

Die Teilnehmerinnen, im gemischten Alter zwischen 13 und 71 Jahren, näherten sich dem Thema am Samstagnachmittag zunächst in Workshops von unterschiedlichen Richtungen an. "Impulse durch qualifizierte Workshopleiterinnen bieten die Möglichkeit, alles sofort selber umzusetzen und auszuprobieren", erläuterte Anja Lukas-Larsen vom Amt für Jugendarbeit der EKvW. Im Workshop „Es geht auch ohne Gerte - Deeskalation" kamen die Mädchen und Frauen zunächst auf die Spur ihrer eigenen Aggressionen und der tatsächlichen Definition von Gewalt, um in weiteren Schritten gemeinsam hilfreiche Verhaltensregeln im Umgang mit bedrohlichen Situationen zu entwickeln.

Geschmeidige Bewegungen in Ruhe aber kraftvoll, wie es das Reiten lehrt und auch im Alltag dienlich ist, behandelte der Workshop „Dem Pferd die Mähne teilen - Tai Chi". Die insgesamt sieben Workshopangebote beleuchteten das Thema malerisch „ungezügelt kreativ", musikalisch „Schritt, Trab, Galopp - Rhythmus, wo der Körper mit muss" oder unter Aspekten der Entspannung sowie tänzerisch „Tritt mir nicht auf die Hufe". Pferde selber spielten ganz real auch im Workshop „Ausritt in die Fotokunst - Einführung in die kunstvolle Fotografie" eine Rolle. Bei dem Besuch des nahe gelegenen Reiterhofs setzten die Teilnehmerinnen zuvor entwickelte Fotokonzepte unter Berücksichtigung von Bildausschnitt, Beleuchtung und Perspektive ihre Motive mit der Kamera in der eigenen Hand um.

Ein Nachmittag voller Eindrücke, Anregungen und Gesprächen lag hinter den Frauen und Mädchen, als am Abend würdevoll mit einem Wiener Walzer die traditionelle Feier des Treffens eröffnet wurde. In dem Saal, der passend zum Thema mit Strohballen, Reitstiefeln und Stoffpferden dekoriert war, führte Nicole Richter vom Frauenreferat der EKvW als Pferdepflüstererin „Dr. Hippo" schwungvoll durch das Programm. Gespannt verfolgten die Frauen die Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops des Tages. „Es ist immer wieder beeindruckend, was die Frauen und Mädchen in einer doch relativ kurzen Workshopzeit erarbeitet haben", kommentierte eine erfahrene Teilnehmerin die unterschiedlichen Darbietungen.

Bilder von Frauen, die als Vorbild dienen können, um fest im Sattel zu bleiben, tauchten zwischendurch immer wieder auf der Leinwand des gefüllten Saales auf. So erführen die Teilnehmerinnen beispielsweise von der mutigen Marisol Valles Garcia (20), die Polizei-Chefin in einer der gefährlichsten Städte Mexikos ist und von der Frau, die den weltweit bekannten Apfel Granny Smith gezüchtet hat, dessen Name sich tatsächlich mit „Großmutter Schmidt" übersetzen lässt. Nach eineinhalb Stunden Staunen über das, was Frauen alles so zu Stande bringen, wurden die letzten Stunden des Tages in ausgelassener Stimmung mit Tanzen, Plaudern und Lachen verbracht.

Der Sonntagvormittag bot inhaltlich vertiefend die Möglichkeit, das eigene Gleichgewicht unter den Aspekten Körper, Seele und Geist zu betrachten. In Kleingruppen setzten sich die Frauen geistig mit der Philosophie des weiblichen Begehrens auseinander, konnten bei Reiterinnenspielen körperliche Anstrengung genießen und seelische Erleichterung erfahren beim Entdecken ihrer inneren Antreiber und was "frau" ihnen entgegensetzen kann. "Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden". Mit diesem bekannten Gebet, das viele Gedanken und Gespräche des Wochenendes zusammen fasste, fand in einer gemeinsamen Andacht das 22. Villigster- Mädchen und Frauentreffen seinen Abschluss.
"Einfach Klasse!"

„Ich bin das erste Mal bei einem Villigster Mädchen- und Frauentreffen dabei gewesen - aber bestimmt nicht das letzte Mal! Es war ein wunderbares Wochenende unter Frauen. Einfach Klasse!", so eine Teilnehmerin im Rückblick auf die zwei Tage.