Vielfalt, Gender, Queer

Gender und Geschlechtervielfalt

Unter Gender wird die soziale und kulturelle Dimension von Geschlecht verstanden. Während das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht auf körperlichen Merkmalen basiert, umfasst Gender die gesellschaftlichen Erwartungen, Rollen und Normen, die mit Geschlecht verbunden werden. Es kann zwischen verschiedenen Dimensionen unterschieden werden: dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht, der Geschlechtsidentität (wie Menschen sich selbst verstehen), dem Geschlechtsausdruck (wie Geschlecht nach außen gezeigt wird) und der sexuellen Orientierung.

Durch gesellschaftliche Erwartungen und Zuschreibungen entstehen strukturelle Ungleichwertigkeiten zwischen Menschen verschiedener Geschlechter. Diese betreffen nicht nur Frauen und Männer, sondern alle Menschen entlang des Geschlechterspektrums, einschließlich nicht-binärer, trans* und inter* Personen.

Geschlecht ist vielfältiger als traditionelle binäre Vorstellungen und starre Rollenzuschreibungen vermitteln. Geschlechtergerechte Jugendarbeit anerkennt Geschlechtervielfalt als Realität und unterstützt alle Kinder und Jugendlichen bei der Verwirklichung ihrer persönlichen Fähigkeiten, Vorstellungen und Wünsche - ohne durch Geschlechterstereotype und gesellschaftlichen Erwartungen begrenzt zu werden.

Auf der Basis der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und Ausdrucksformen gibt es in der Evangelischen Jugend - neben koedukativen Arbeitsformen - pädagogische Angebote für spezifische Zielgruppen. Diese können sich an Mädchen*, Jungen*, nicht-binäre Jugendliche oder andere Geschlechtergruppen richten. Geschlechterreflektierende Arbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Bereiche der Jugendarbeit durchzieht.

Voraussetzung für diese Arbeit ist die Reflexionsbereitschaft aller Mitarbeitenden in Bezug auf ihre eigene Geschlechtsidentität, ihre Rolle in gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen und ihre professionelle Haltung. Dies schließt die kontinuierliche Auseinandersetzung mit eigenen Privilegien, Vorurteilen und Ausschlüssen mit ein.

Empfehlungen für die Praxis einer geschlechtersensiblen Sprache

Geschlechtergerechte Sprache hat stark an Bedeutung gewonnen, denn Sprache prägt unsere Wahrnehmung von Geschlechterrollen. Traditionell machte die männliche Standardform andere Geschlechter unsichtbar - nicht nur Frauen, sondern auch nicht-binäre, trans* und inter* Personen.

Geschlechtergerechte Sprache verwendet Sprachformen, die alle Geschlechtsidentitäten einschließen und sichtbar machen. Sie baut Geschlechterstereotype und Diskriminierung ab und ermöglicht eine inklusivere Gesellschaft.

Die Sprache der evangelischen Jugend soll deutlich zeigen: Bei uns sind alle Kinder und Jugendlichen willkommen - unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.

Die folgenden Empfehlungen wurden vom Amt für Jugendarbeit der EKvW für die Praxis einer geschlechtersensiblen Sprache in der Evangelischen Jugendarbeit zusammengefasst. 

Download "Empfehlungen und Hilfestellungen zum geschlechtersensiblen Schreiben und Sprechen" als pdf.

Queere Jugendarbeit? Ausdrücklich gewollt!

Am 12.03.2021 hat die Jugendkammer der Evangelischen Kirche von Westfalen das Papier „Wie schwul ist das denn?!“ — eine Positionierung der Evangelischen Jugend von Westfalen für queere Jugendarbeit einstimmig verabschiedet.

Dort heißt es u.a.:

"Wir, die evangelische Jugend von Westfalen, sehen es als unsere Aufgabe, jungen LSBTIQ*-Menschen sicherere Räume (Safer Spaces) zur Verfügung zu stellen, in denen sie sich ausprobieren können und ihre eigene Identität und sexuelle Orientierung offen zeigen dürfen, ohne dafür Diskriminierung und Gewalt erleiden zu müssen. Unser Jugendverband stellt sich an die Seite von LSBTIQ*-Personen und engagiert sich für die Transformation unserer Gesellschaft..."

Hier geht es zum Download des ganzen Textes als pdf.

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