Jugendversammlung März 2023

Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen 2023

In bester Stimmung starte am vergangenen Wochenende (24. bis 26. März 23) die diesjährige Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen in Haus Villigst in Schwerte. Es reisten rund 120 Delegierte aus den Kirchenkreisen und Verbänden an, um über wichtige Belange der Jugendarbeit zu beraten. Schon in der Begrüßungsandacht von Annemarie Coring wurde deutlich, dass dieses Mal etwas anders ist. Seit gut anderthalb Jahren beraten die Gremien der Jugendarbeit über neue Strukturen. Mehr Partizipation und klarere Abläufe sind das Ziel. Ganz fertig ist das neue Konzept noch nicht aber erste Früchte waren an diesem Wochenende zu bemerken. Beispielsweise waren deutlich mehr Delegierte und vor allen Dingen jüngere Delegierte aus den Kirchenkreisen und Verbänden anwesend.

Annemarie beschrieb die neuen Strukturen wie eine WG, in die man gemeinsam einzieht. Vieles müsse noch eingerichtet werden, aber es ist das gemeinsame Haus, indem wir zukünftig zusammenleben werden und es läge an uns die Zimmer so zu gestalten, wie wir es gemeinsam für sinnvoll erachten.

Zwei wichtige Aufgaben standen für die Delegierten auf der Tagesordnung. Zum einen galt es sich auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin als Mitglied für die Kirchenleitung zu verständigen. Der andere wichtige Tagesordnungspunkt war das Thema Nachhaltigkeit in der evangelischen Jugendarbeit.

Gut gelaunt ging es ans Werk und die wichtigen Plenumsdebatten wurden regelmäßig durch thematische Workshops oder einen Gallery Walk mit Informationsständen von den Referaten des Amtes für Jugendarbeit der EKvW aufgelockert.

Dem Thema Nachhaltigkeit wurde nahezu der gesamte Samstag eingeräumt. Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit der Jugendkammer hatte diesen intensiv vorbereitet. Um alle Anwesenden zunächst auf einen Sachstand zu bringen, führte Gast Referentin Katja Breyer Diplom-Forstingenieurin und Referentin im oikos-Institut für Mission und Ökumene inhaltlich in das Thema ein Punkt. Besonders hob Katja hervor, dass bestehende Ungerechtigkeiten durch den Klimawandel noch verstärkt werden. Klimawandel betreffe alle aber die, die in der dritten Klasse seien, treffe besonders hart. Für eine gerechtere Welt könnten wir es uns nicht leisten untätig zu bleiben. Damit habe Klimaschutz oberste Priorität. Sie wies aber auch darauf hin, dass eine Veränderung gerecht geschehen müsse.

Bei der Frage welche Stellschrauben es gesellschaftlich gäbe die Situation zu verbessern brachte Katja konkrete Ideen mit ein. Eine Möglichkeit sei fossile Energie teurer zu machen. Weitere Maßnahmen zum Klimaschutz könnten sein: Ausbau des ÖPNV, Tempolimit oder eine CO2 Abgabe.

Mit Blick auf den Handlungsspielraum der Evangelischen Jugend ermutigte Katja dazu Organisationen wie Brot für die Welt zu unterstützen, die sich für die Opfer von Klimakatastrophen einsetzen, Aktionen zu starten und andere darauf aufmerksam zu machen und immer wieder zu fordern, dass das Thema bei allen Entscheidungen oben ansteht.

„Es ist gute Tradition, dass sich die Evangelische Jugend für den Klimaschutz aktiv engagiert“, wusste Katja zu berichten. Bereits vor etlichen Jahren gab es in Westfalen die Kampagne „Mission: Klimaretten! Powered by heaven.“

Die Landeskirche sei bei dem Thema auch nicht untätig geblieben. Letztes Jahr wurde von der Synode das Klimaschutzgesetzt verabschiedet. Damit legt die EKvW Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz für alle kirchlichen Körperschaften innerhalb der westfälischen Landeskirche verbindlich fest. Bis zum Ende des Jahres 2035 muss demnach eine Reduktion der Treibhausgas- (THG-)Emissionen auf 10 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 1990 gewährleistet werden. In den Folgejahren soll eine weitere Reduktion der Emissionen mit dem Ziel der vollständigen Klimaneutralität erfolgen. Im Rahmen einer THG-Bilanz sollen alle relevanten Energiedaten, beispielsweise zum Rohstoff- und Energieverbrauch in kirchlichen Gebäuden, kontinuierlich erhoben und ausgewertet werden.

Insbesondere kirchliche Gebäude, so wusste Simone Hüttenberend, Klimaschutzmanagerin des Fachbereichs Nachhaltige Entwicklung im Institut für Kirche und Gesellschaft zu berichten, stehen in den kommenden Jahren im Fokus der Klimaschutzmaßnahmen. Sie müssen spürbar reduziert und nachhaltig saniert werden. Um eine entsprechende langfristige Strategie festzulegen, wird in Abstimmung mit den Kirchenkreisen ein Klimaschutzplan erarbeitet, der dann von der Kirchenleitung auf Basis des neuen Gesetzes beschlossen wird. Er umfasst für die kirchlichen Körperschaften die Handlungsfelder Gebäude, Mobilität, Beschaffung und kirchliche Flächen. 

Unterfüttert wurde das Wissen der Delegierten mit anschließenden Praxisworkshops. So konnten Lastenfahrräder ausprobiert oder nachhaltiges Kochen live mit attraktiven Brotaufstrichen umgesetzt werden. Ein Workshop beschäftigte sich spontan auch mit der Problematik von kirchlichen Gebäuden, die aus energetischen Gründen geschlossen werden, aber gleichzeitig wichtige Räumlichkeiten für die Jugendarbeit stellen.

Nach intensiven Beratungen wurden mehrere Beschlüsse gefasst:

1: Bei den Planungen, wie das Klimaschutzgesetz der EKvW umgesetzt werden kann soll die Jugendarbeit kontinuierlich beteiligt sein.

2: Jugendarbeit soll bei Entscheidungen über Gebäude (Reduktion, Umbau, Neuschaffung) beteiligt werden.

3: Es wird ein runder Tisch „Nachhaltigkeit“ eingerichtet.

Da deutlich wurde, dass die vorgelegte Agenda zur Arbeit des AK Nachhaltigkeit mehr Raum zur Auseinandersetzung bedarf, wurde sich auf einen ergänzenden Sitzungstag im 09.09. in der Jugendkirche in Soest geeinigt.

Weitere Aufgabe der Versammlungen war es einen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Amt in der Kirchenleitung zu bestimmen. Nach dem neuen Jugendbeteiligungserprobungsgesetz (JBEG) wird künftig jedem leitenden Kirchengremium ein junger Mensch unter 27 Jahren angehören. Auch der Kirchenleitung. Aus vier Kandidat*innen wählte die Versammlung schließlich am Samstagabend den 20-jährigen Jan Tomischat aus dem Kirchenkreis Steinfurt als den Kandidaten, der der Kirchenleitung zur Berufung vorgeschlagen werden soll.

Jan beschreibt sich selbst als guten Netzwerker, der seine jugendliche Sicht aus langer ehrenamtlicher Tätigkeit im Kirchenkreis gut in die zukünftige Arbeit des Leitungsgremiums mit einbringen kann. Er bringt Kenntnisse über die besondere Situation von Flächenkirchenkreisen und gute Verbindungen zu etlichen anderen Kirchenkreisen mit.

Dirk Gellesch, selbst Mitglied der Kirchenleitung und gemeinsam mit dem Juristen Dirk Heuing über weite Teile der Versammlung mit anwesend, gratulierte Jan direkt nach der Wahl sehr herzlich. Er freue sich sehr auf die kommende Zusammenarbeit. Wäre es nach ihm gegangen, so Gellesch, hätte er gerne direkt mit allen vier Kandidat*innen künftig gearbeitet.
Mit einem gemeinsamen Gottesdienst am Sonntag endete das erste Treffen in neuer Form.


Insgesamt war die Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen ein schöner Erfolg für die neue entstehenden Strukturen. Deutlich mehr und deutlich mehr jüngere Engagierte in der Jugendarbeit vor Ort konnten ihre Stimme mit einbringen. Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz wurden intensiv diskutiert und es wurden konkrete Schritte und Maßnahmen diskutiert und beschlossen. Auch die Wahl des Kandidaten für das Amt in der Kirchenleitung war ein wichtiger Schritt, um junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse der Kirche einzubinden.

In Zeiten, in denen der Klimawandel immer drängender wird und die Notwendigkeit zum Handeln immer offensichtlicher wird, zeigt die Evangelische Jugend von Westfalen, dass junge Menschen sich engagieren und aktiv werden wollen. Die Versammlung war ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz und zeigt, dass die Evangelische Jugend von Westfalen eine wichtige Rolle in der Gestaltung unserer Zukunft spielt und vor allem auch spielen will.

 

Ein paar Einblicke

Ansprechpartner im Amt für Jugendarbeit der EKvW

Knut Grünheit
Tel. 02304-755-181
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