Synode senkt Wahlalter

Es ist vollbracht! Synode beschließt, das Wahlalter für Presbyterwahlen auf 14 Jahre zu senken

Nach den Worten des juristischen Vizepräsidenten Klaus Winterhoff „Wer ist dafür?“ am Donnerstagnachmittag (19.11.15) in Bielefeld auf der Landessynode, schnellen jede Menge rote Pappkarten in die Höhe. Das bedeutet Zustimmung. Zustimmung zu einer Gesetzesänderung der Kirchenordnung, die die Presbyterwahlen regelt. Enthalten darin ist auch die Frage, ab welchem Alter die Stimme zur Wahl des „Ältestenrates“ einer Gemeinde abgegeben werden darf. Soeben hat die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), das höchste beschlussfassende Gremium der Landeskirche, beschlossen, das aktive Wahlalter zu Presbyterwahlen auf 14 Jahre zu senken. Damit dürfen erstmals bei den Kirchenwahlen im kommenden Februar Jugendliche ab 14 Jahren über die Besetzung des „Ältestenrates“ der Kirchengemeinde mitentscheiden. Bislang war dies erst ab einem Alter von 16 Jahren möglich.


Kaum steht das Ergebnis fest, entrollt sich von der Empore des Saals des Assapheums in Bielefeld, in dem die Synode tagt, ein vier mal zwei Meter langes Transparent. Darauf zu sehen ist das juenger-Logo der Evangelischen Jugend von Westfalen mit dem Schriftzug „...sagt Danke!“ und ein Bild von jubelnden jungen Menschen. Es gibt Applaus und auch etwas überraschtes Gelächter.
Jule Kreuch (24 J.), Niklas Tüpker (25 J.), Jana Michler (21 J.) und Bjarne Thorwesten (19 J.) sind mehr als zufrieden. Sie sind die Jugenddelegierten auf der Synode. „Es ist ein Sieg, bei dem es keinen Verlierer gibt, sondern nur Gewinner“, kommentierte Julia Kreuch, Jugenddelegierte auf der Synode, „auch wenn wir etwas länger darauf warten mussten“. Bereits während der Landessynode 1997 unter dem Titel "Kinder-Jugend-Kirche" gab es Absichtsbekundungen, diesen Weg zu gehen. Die Umsetzung blieb bis jetzt aus.

Die 24 Jährige freut sich über das Vertrauen, das die Synode mit diesem Beschluss der jungen Generation entgegen bringt. Ohnehin, so Julia, entspräche es dem Selbstverständnis der Evangelischen Jugend, junge Menschen an Entscheidungen zu beteiligen und Möglichkeiten zu eröffnen, Verantwortung zu übernehmen. Nur so könne man die junge Generation für das kirchliche Leben gewinnen und gleichzeitig ein echtes Verständnis von gelebter Demokratie schaffen.

Auch Landesjugendpfarrer Udo Bußmann ist erfreut, nicht ohne die Synode noch mal schnell darauf hinzuweisen, dass es seit der Absichtsbekundung bis zur Umsetzung ganze 18 Jahre gebraucht hat. Ungeachtet dessen würdigte Bußmann den Beschluss. „Derzeit sind tiefgreifende Entscheidungen zu treffen, die massive Auswirkungen auf die Entwicklungen der Landeskirche in den nächsten Jahrzehnten haben werden“, so Landesjugendpfarrer Udo Bußmann. „ Aus meiner Sicht ist es für das Fortbestehen der Kirche entscheidend, dass Jugendliche an dem Prozess, wie Kirche zukünftig gestaltet werden soll, stärker beteiligt werden. Die heutige Entscheidung der Synode ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“ so Bußmann.


„In unserem Verband“, berichtet Niklas Tüpker (25 Jahre) vom Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP)  „ist es an der Tagesordnung auch schon die ganz Jungen in Entscheidungen mit einzubeziehen“. Beim VCP könnten Kinder bereits ab dem 7. Lebensjahr ihre Stimme offiziell einbringen. „Die Änderung des Wahlgesetzes ist eigentlich ja auch nur ein logischer Schritt, denn mit der Konfirmation werden Jugendliche zu vollwertigen Gemeindemitgliedern.“ Dann, so Tüpker, stünde ihnen auch der Gang zur Wahlurne zu.


Dass die aktive Wahlteilnahme nicht an anderen Kriterien wie der Konfirmation oder der Zulassung zum heiligen Abendmahl festgemacht wurde, schied, wie Synodaler Gano in seiner Einbringung erläuterte, eher aus pragmatisch, organisatorischen Gründen aus. Diese Kriterien könne man nur schlecht kontrollieren und man wolle die Hu?rden zur Wahlteilnahme nicht erhöhen, sondern senken. Klar und deutlich formulierte Gano auch den Grund zur Herabsetzung des Wahlalters: „Um die Jugend zu stärken.“

Insgesamt, so die Vertreterinnen und Vertreter der Jugend auf der Synode, sei zu bemerken, dass es zunehmend den Wunsch zur stärkeren Beteiligung der Jugend gäbe. Bereits letztes Jahr wurde eine wichtige Änderung vollzogen. Nach mehreren Jahren Gastrecht wurden zwei Jugenddelegierte offiziell von der Kirchenleitung berufen und erhielten damit volles Stimmrecht.
Diese berufenden Mitglieder waren in diesem Jahr Julia aus dem Kirchenkreis Hattingen-Witten, die die Jugend aus den Kirchenkreisen und Gemeinden vertritt, und Niklas, der für die Anliegen der Verbände innerhalb der Evangelischen Jugend von Westfalen steht. Als Stellvertreter und vielleicht auch künftige berufene Mitglieder, durften auch Jana aus dem Kirchenkreis Iserlohn und Bjarne, ebenfalls vom VCP, auf der Synode anwesend sein.
Der für die Evangelische Jugend von Westfalen geschichtsträchtiger Sitzungsnachmittag wurde in der nachfolgenden Pause durch die Jugenddelegierten zusätzlich versüßt. Als weiteren Dank für das Vertrauen der Synodenmitglieder verteilten die jungen Leute Kleingebäck mit dem juenger-Logo. Dieses wurde mit Freude aufgenommen und nicht wenige der Delegierten trugen anschließend das Fähnchen mit dem juenger-Logo an ihrer Kleidung.

20.11.2015
Anja Lukas-Larsen