Jugendversammlung März 2024

Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen – Wir waren dabei!

Vom 1. bis 3. März 2024 versammelten sich rund 100 Delegierte der Evangelischen Jugend von Westfalen im idyllischen Haus Villigst in Schwerte, um gemeinsam über die Zukunft der Jugendarbeit in Westfalen zu beraten, Erfolge zu feiern und Herausforderungen anzugehen. Ariane Buchenau aus dem Jugendreferat des Kirchenkreises Dortmund, amtierende Vorsitzende der Jugendkammer der EKvW, hieß alle Teilnehmenden, die aus 23 Kirchenkreisen und Verbänden angereist waren, herzlich willkommen. In der Einführungsveranstaltung, in der die Agenda vorgestellt und die Ziele der Versammlung verdeutlicht wurden, hob Landesjugendpfarrer Christian Uhlstein besonders die Bedeutung der Jugendarbeit in der Kirche und die Rolle der Jugendlichen als aktive Gestalter ihrer Gemeinden hervor. Der Einstieg war nicht nur ein freudiges Wiedersehen erfahrener Delegierter, sondern auch die herzliche Aufnahme neuer Gesichter.

Was ist in der Zwischenzeit passiert, was wurde umgesetzt? Das war die Frage auf die Uhlstein und Buchenau im Anschluss Antworten präsentierten und da gab es einiges zu berichten: Versammlung der Ev. Jugend im Herbst mit Beschlüssen zum Klimaschutz, Wahl eines Kirchenleitungsmitglied, Begegnungsfahrt nach Israel und Palästina aber auch die Umsetzung von Beschlüssen der Versammlung durch die Jugendkammer und die Neuordnung der Strukturen. Das Thema Jugendhäuser und ihr Weiterbestand wurde sogar in die Synode eingebracht und mehrere vakante Handlungsfelder im Amt für Jugendarbeit konnten wiederbesetzt werden.

Zur Eröffnung der Versammlung gab es auch hohen Besuch: Kirchenleitungsmitglied Dirk Gellesch war angereist und berichtete persönlich über den langsamen Fortschritt des Strukturprozesses in 2023, für den er sich im Namen der Kirchenleitung entschuldigte. Herr von Brachel, als neuer zuständiger Jurist für Jugendrecht, soll den Prozess vorantreiben, der nun im Interesse der Jugend fortgesetzt wird. Gellesch betont die Bedeutung der Beteiligung junger Menschen. Er schilderte aber auch die finanzielle Notlage der Landeskirche und rief zu neuen Ideen auf. Jan Tomischat, berufen aus der Versammlung als JBEG-Mitglied in die Kirchenleitung, berichtete von seiner vielseitigen Arbeit und erklärte erneute seine Kandidatur für die Kirchenleitung.

Vertiefende Einblicke in die Strukturen und die inhaltliche Arbeit waren am Abend bei den Arbeitskreis-Inseln möglich. Die Arbeitskreise der Jugendkammer hatten Thementische vorbereitet und die Delegierten konnten mit den Mitgliedern der Arbeitskreise ins Gespräch kommen, um zu erfahren, was der Arbeitskreis als Auftrag verfolgt und was in der letzten Zeit erarbeitet wurde.

Sehr praktisch und im stetigen Austausch miteinander starteten die Delegierten mit Themenhäusern in den Samstag. Das Themenhaus Basiswissen informierte die Delegierten über Strukturen, Verfahren, Zuständigkeiten und das Tagungs-Tool Open Slide. Die Aussicht auf einen Weg zu einer queersensiblen Jugendarbeit wurde mit Isa Dvorak von der Sexuellen Bildung für die evangelische Jugend in NRW bearbeitet und eine dritte Gruppe vertiefte sich in das Thema Mentale Gesundheit und die sieben Säulen der Resilienz.

Noch praktischer und zupackender gestaltete sich der Samstagnachmittag. Ob „möglich! Ein 50-Tage-Abenteuer“, Europawahl, Kinder- und Jugendarmut, juenger Bandcoaching oder auch rassismuskritische Jugendarbeit, der Ausblick aus Jugendarbeitsperspektive auf die EM 2024, es gab viele Informationen, praktische Tipps und Ideen für die Weiterarbeit. Auch mit den Angeboten „What’s Next Nachhaltigkeit“ und „Einführung Canva“ wurde sichtbar, wie weit und vielschichtige das Portfolio der Evangelischen Jugend gesetzt ist.

Nach einem aktiven Tag bot das abendliche Kulturprogramm Aussicht auf einen entspannten Abend. Die feierliche Verleihung von Urkunden an verschiedene Gruppen zur Anerkennung ihres Engagements war ein bewegender Moment direkt zu Beginn.

Bei der feierlichen Verabschiedung von Stefan Niewöhner, dem langjährigen Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (AEJ-NRW) und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Offene Türen (ELAGOT) in NRW, wurde deutlich, wie sehr er die Evangelische Jugend von Westfalen bereichert hat. Christian Uhlstein nutzte diesen Moment, um auf Niewöhners bedeutenden Beiträge zurückzublicken. Uhlstein hob in seiner Rede Niewöhners Fähigkeit hervor, die Evangelische Jugend in all ihren Facetten zu begleiten. Er betonte, dass Niewöhner nicht nur die Gremienarbeit unterstützte, sondern auch in den Bereichen Finanzen und Förderung wesentliche Akzente setzte. Uhlsteins Worte machten deutlich, wie wertvoll Niewöhners Expertise und Einschätzungen für die Evangelische Jugend waren. Er dankte ihm für sein Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz.

Stefan Niewöhner selbst nutzte die Gelegenheit, um auf seine Zeit bei der Evangelischen Jugend zurückzublicken. Er betonte die Wichtigkeit, stets die Interessen junger Menschen im Blick zu haben. Niewöhner ermutigte die Delegierten und alle Anwesenden, diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen.

Das musikalische Highlight des Abends war das Konzert der Tagungs-Band: Björn Amadeus, Kai Ohligschläger und Joris Kasten - ein Produkt des juenger Bandcoachings. Der anschließende gemütliche Teil, geprägt von Abendsnack und angeregten Gesprächen, bot einen schönen Tagesausklang und Gelegenheit zum weiteren Austausch und zur Vertiefung einzelner Themen.

Und schon war es Sonntagmorgen. Klassischer Programmpunkt: Die Säulentreffen. Hier konnten sich Haupt- und Ehrenamtliche in ihren spezifischen Bereichen austauschen und absprechen.

Mit frischem Elan wurde sich schließlich einem der Kernstücke der Versammlung gewidmet: den Anträgen und Abstimmungen. Der Versammlung lagen schließlich vier Anträge vor.Der Erste bezog sich auf eine weitere Versammlung im Herbst 2024 – diesmal allerdings an einem Abend - online. Diesem wurde zugestimmt. Damit findet die nächste Versammlung am 30. September von 18:00 – 21:00 Uhr statt.

Der zweite Antrag richtet eine Forderung an die nächste Synode der EKvW mit der deutlichen Forderung: Stärkung und finanzielle Absicherung der evangelischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen!

Angesichts der aktuellen Herausforderungen durch Strukturveränderungen und finanzielle Einschränkungen fordert die Versammlung eine nachhaltige Absicherung und Förderung der Jugendarbeit für die Zukunft der Kirche. Die Forderung, welche sich insbesondere auf die Ergebnisse der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung* bezieht, unterstreicht die essenzielle Rolle der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die Prägung späterer Einstellungen zu Religion und Kirche und hebt die Bedeutung von Konfirmation, kirchlichen Jugendgruppen sowie Ferienfreizeiten und Reisen hervor. Die Evangelische Jugend von Westfalen appelliert an die Synodalen der Sommersynode der Evangelischen Kirche von Westfalen im Mai 2024, diese Forderungen auf allen Strukturebenen zu unterstützen und somit ein starkes Zeichen für die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit zu setzen. Dieser Antrag wurde ebenfalls mit sehr großer Mehrheit angenommen.

Der Dritte richtete sich ebenfalls in Richtung der Synode. Der Antrag der Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen (VEJvW) an die Herbstsynode 2024 beinhaltet die Bitte um die Legitimation einer neuen Struktur mittels Kirchenordnungsänderung. Diese Strukturänderung soll die bestehende Jugendkammer durch eine Delegiertenkonferenz und einen Leitungskreis ersetzen, welche sich aus Vertretern der kirchlichen und verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit zusammensetzt. Das neue "Leitungsgremium" soll von der Vollversammlung gewählt werden und regelmäßig zusammenkommen.

Diese Neuordnung folgt einem umfassenden Strukturprozess, an dem verschiedene Gremien und Verantwortungsträger teilnahmen. Ziel ist es, Doppelstrukturen aufzulösen und eine einfachere Gremienstruktur zu schaffen, die eine Mehrheit von Personen unter 27 Jahren beinhaltet und die Zusammenarbeit von ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeitenden in einer Verantwortungsgemeinschaft fördert. Es wird auch eine stärkere Anerkennung verschiedener Interessen von Jugendlichen angestrebt, wobei ein besonderes Augenmerk auf jugendpolitische Themen und kirchliche Entwicklung gelegt wird. Die Versammlung und das Leitungsgremium sollen die Evangelische Jugend von Westfalen als anerkannten Jugendverband der Evangelischen Kirche von Westfalen gemäß SGB VIII, § 11 repräsentieren. Die Geschäftsstelle der Evangelischen Jugend von Westfalen ist das Amt für Jugendarbeit der EKvW. Die neuen Strukturen sollen die Arbeit auf der Grundlage der Kirchenordnung und relevanter Gesetze sicherstellen.

Um die Einsetzung eines neuen Arbeitskreises Ehrenamt ging es im letzten Antrag. Auch dieser Antrag wurde nahezu einstimmig bewilligt.

Offen war an dieser Stelle noch, wer künftig die Versammlung in der Kirchenleitung nach dem Jugendbeteiligungserprobungsgesetz vertreten wird. Mit überwältigender Mehrheit wurde Jan Tomischat von der Versammlung als Vertreter zur Berufung durch und für die Kirchenleitung gewählt.

Der gemeinsame Gottesdienst der Versammlung am Sonntag war ein kraftvoller Abschluss, der die Idee von einem guten gemeinsamen Weg der Gruppe widerspiegelte.

„Die Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen war ein lebendiges Zeugnis dafür, wie junge Menschen mit Energie, Kreativität und einem starken Glauben die Kirche von heute und morgen gestalten.“ resümierte Ariane Buchenau das Wochenende. Durch die Kombination aus formellen Diskussionen, kulturellem Programm und spirituellem Austausch bot sie ein ganzheitliches Erlebnis, das vielen Delegierten sicher lange in Erinnerung bleiben wird.

 

*Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) ist eine umfassende, alle zehn Jahre durchgeführte Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Entwicklungen innerhalb der Kirchenmitgliedschaft beleuchtet. Die letzte Untersuchung im Jahr 2023 bietet aufschlussreiche Einblicke in die aktuelle Lage der Kirchen in Deutschland. Diese Untersuchung bestätigt die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit und unterstreicht deren Rolle für die Zukunft der Kirche.