Bom dia Lisboa
Blog berichtet von inklusiver Studienreise nach Lissabon vom 05.10. - 10.10.2015
Guten Tag konnte Carolin gerade auf Portugiesisch sprechen. Aber ansonsten war ihr die Sprache schon sehr fremd. Sie war eine von 32 jungen Teilnehmenden mit einer geistigen Behinderung, die sich während der von Evangelischen Jugendbildungsstätte Nordwalde angebotenen Studienreise fünf Tage Lissabon eroberte.
Das Erste, was allen auffiel, ist das Hügelige der Stadt, die auf sieben kleinen Bergen erbaut wurde. Mit der Tram 28 ist es aber einfach, sich die Stadt aus verschiedenen Blickrichtungen anzuschauen. Denn man sitzt ja und kann die Ausblicke nach oben und unten genießen. Bis es soweit war, wartete man mit vielen anderen Touristen in einer Schlange. Warten war auch angesagt vor dem 100 Jahre alten Aufzug Santa Justa, der einen von der Unterstadt in die Oberstadt bringt und einen Blick über die Dächer der Stadt hin zur Burg eröffnet. Tolle Ausblicke können überhaupt alle Reisenden in Lissabon an verschiedenen Orten genießen. Staunend stand Frank auf dem Sockel der Christusstatue Cristo Rei (einem Nachbau der Christusstatue aus Rio de Janeiro). Er stellte sich in Positur und blickte auf Lissabon jenseits des Tejos und fühlte sich ganz groß. Andere Sehenswürdigkeiten standen auch auf dem Programm: Mosteiro dos Jeronimos, Markthallen und schöne Plätze wie Rossio. Bei dem Torre Belém verstanden viele nicht, warum der Turm früher mitten im Tejo-Delta gestanden hat, heute aber am Rand des Flusses seine Position hat. Verlandung heißt das Schlüsselwort, was aber für viele nicht wirklich vorstellbar war.
Während alle Teilnehmer am frühen Abend froh waren, dass sie sitzen und Paella oder Fleischspieß essen können, hatten vier junge Mädels immer noch Tatendrang und wollten noch mehr erleben. Die Stadt hat ja auch viel zu bieten.
Eva Beeres-Fischer, die Organisatorin der Reise, wurde zwischendurch immer von anderen Touristen gefragt „Na, haben Sie mit den Leuten einen schönen Badeurlaub gemacht?“. Die Antwort wird erstaunt aufgenommen: „ Nein, wir sind auf Studienreise und besichtigen die Sehenswürdigkeiten“. Das führte zum Nachdenken. Studienreisen für Menschen mit geistiger Behinderung? Klar, denn Reisen bildet. Das gilt auch für Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Mit Muskelkater in den Beinen und vielen tollen Eindrücken im Kopf kehrten alle wieder wohlbehalten nach Hause zurück. Da gab es dann viel zu Erzählen.
Alle Erlebnisse der Reise sind in einem Blog mit vielen Bildern nachzulesen: http://inklusionlissabon.blogspot.de/
Eva Beeres-Fischer