EJKW 2020

EJKW 2020

Jugendbewegungen und die Evangelische Jugend von Westfalen

Bericht zur EJKW

Die EJKW war stärker als jede andere vor ihr, geprägt von Digitalisierung. Onlinekonferenzen, Beteiligungen von digitalen Gästen aus Berlin oder Wuppertal, geteilte Ergebnisse über partizipative Tools, Meeting Owl und mehr, konnten Gäste und Teilnehmende bewundern.

Wir starteten an einem sonnigen Freitag. In der Nähe eines kleinen Wäldchens kommen wir idyllisch am Ort des Geschehens an – zu einer Tagung, die wir alle nicht so ganz fassen können. Schon die Vorbereitung stellte uns von einige Herausforderungen, angefangen bei der Grundsatzfrage, ob die Konferenz eigentlich stattfinden kann. Ich trete in die Halle ein und schnuppere ihn, den unverkennbaren Duft von Jugendherberge. Desinfektionsmittelspender, ein mittlerweile alltäglich-gewordener Anblick stehen gut sichtbar und schnell erreichbar in der Eingangshalle. Fehlen sie in einem Raum, so löst es direkt Unsicherheit und Unverständnis aus. Doch wie immer gibt es, Gott sei Dank, einen Begrüßungskaffe und einige Kuchenhäppchen. Die Namensschilder werden verteilt und man bekommt Zimmerschlüssel. Eine aufregende Alltäglichkeit, die wir schon einige Zeit missen mussten. Getagt wird in einer großen Turnhalle. Natürlich müssen sich alle gemäß der Regeln maskieren, bis sie an ihren Plätzen sitzen. Namenslisten und Sitzpläne sind selbstverständlich vorbereitet und Patrik hat mithilfe einiger anderer die vorhandene Technik mit seiner eigenen gekoppelt und somit den Austausch in Bild und Ton ermöglicht. Bereits im Vorhinein ein kleiner Eklat: Bilder der Namensschilder auf Instagram??? Darf das denn überhaupt sein? Die Datenschutzguerillia schlägt zu! Doch nach ein wenig rechtlichem Beistand wird geklärt: Alles in Ordnung *Puh* na das wäre ja ein Anfang gewesen.

Abgestandene Turnhallenluft gibt es natürlich nicht, da durch das Lüftungskonzept genug CO2 Austausch stattfinden kann, während Arndt Kretzer, Jugendreferent im Kirchenkreis Siegen, in seiner Eröffnungsandacht C. - dessen Name nicht genannt werden darf - galant umschifft und sich dem Singen widmet. Singen schafft Freude und Gemeinschaft und weil das jetzt gerade nicht so gut funktioniert, hören wir zumindest mal ein Lied (zum Nacherleben: Siehe YouTube Kanal der Ev. Jugend von Westfalen).

Nach dem geistlichen Impuls moderiert Ariane selbstbewusst durch Mentimeter. Schnell wird klar, die digitale Revolution hat in der Kirche Einzug gehalten. Pfarrer*innen sind unter die Instagrammer gegangen, Gottesdienste werden bei YouTube gestreamt oder bei Zoom abgehalten. Auch Kinderbibelwochen, Kinder,- und Jugendgruppen können online weiterexistieren. Teilweise in Spielerunden, wo „geskribbelt“ wird (Montagsmaler online), teilweise wird in mühevoller Kleinarbeit Material bereitgestellt, in Umschläge gepackt und verteilt. Vor allem die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist eine echte Herausforderung. Beratungen mit Gesundheitsämtern, Kirchenleitungen, Mitarbeitenden, Teilnehmenden, Jugendorganisationen etc. um nur einige zu nennen. 

Durchhaltevermögen ist das Gebot der Stunde, denn es folgen die Berichte. Auch Teilnehmende zahlreicher EJKWs ist es immer wieder ein Graus, sich durch den Abkürzungsdschungel zu kämpfen, um den Inhalt der Berichte zumindest teilweise rekonstruieren zu können. Schnell wird klar, dass es ein Zukunftskonzept zu sein scheint, Pfarrstellen rückzubauen und Gemeindepädagog*innenenstellen aufzubauen. Auch die JuBi in Nordwalde kämpft immer noch. Schade, aber beruhigend konstant.

Da der Vorstand und der erweiterte Vorstand der EJKW in diesem Jahr neu gewählt werden müssen, tritt auch der Nominierungsausschuss in Erscheinung und nach einem Segen mit Annemarie geht es in den gemütlichen Teil des Abends über. Überraschend viele neue Gesichter mache ich unter den Anwesenden aus. „Schön“, denke ich mir, „Gerade haben ja sowieso viele Menschen nicht so viel zu tun“. Ein Gewinn für unsere Jugendarbeit. Erwartungsvolle strahlende Augen blicken mich, leicht verunsichert, an. Charismatische junge Menschen, die in Kirche was bewegen wollen. Wir sind diverser geworden, dass fällt auf den ersten Blick auf. Männer und Frauen ziemlich ausgeglichen. Bunte Vögel, ernste Mienen, Nagellack, gefärbte Haare, hier fühlt man sich wohl. Unser - im Sinne der Umwelt selbstverständlich vegetarische – Gute-Nacht-Snack vermischt sich mit gut gebrauten geistigen Getränken. Ein vorsichtiges Abtasten und Wiedererkennen unter Masken prägen den Abend. „Und du bist?….  Ach so, du kommst aus dem Kirchenkreis……ja, da kenne ich doch die….“

 

Zweiter Tag

Samstagmorgen, einige Verrückte haben sich doch tatsächlich zum Joggen aus dem Bett gequält. Es folgt der Tag, auf den ich mich am meisten gefreut und den ich am meisten gefürchtet habe. Nach einem einführenden Referat von Marcela Cano von der TH Köln, erwarten uns Workshops mit Menschen aus allen Teilen Deutschlands. Digital, teildigital und analog, alles gemischt. Es gibt Diskussionen mit Menschen, die sich in der Seenotrettung engagieren, Gesprächsrunden mit Vertretern digitaler Kirchen, wie z.B. Markus Neher (VR Church Europe). Für alle, die es noch nicht gemerkt haben, ja das Thema, dem wir uns widmen ist tatsächlich „JUGENDBEWEGUNGEN und die Evangelische Jugend von Westfalen. In unterschiedlichen Diskussionsrunden werden alle möglichen Aspekte diskutiert, wie es z.B. mit rechtlichen Vorgaben aussieht und ob wir als evangelische Jugend eigentlich eine Jugendbewegung sein wollen, sein können, oder nicht sogar schon längst sind. Schließt man sich anderen Organisationen an, oder startet man eigene Aktionen? Die Diskussionen sollen an diesem Tag auch noch zu später Stunde nicht verhallen. Was folgt, ist eine Nacht voller Diskussionen und dem Schreiben, Formulieren und Ausbessern von Anträgen jeglicher Couleur.

 

Dritter Tag

Hausleiter Andreas Graf startet mit uns mit einem Gottesdienst und einer sehr lebendigen Predigt über Kleingeld und Maria und Martha (ebenfalls auf dem YouTube Kanal der Ev. Jugend von Westfalen zu finden in der Playlist „EJKW 2020“). Im Anschluss geht es weiter in der Tagesordnung.

 

Auch das abgesagte Jugendevent sorgt noch mal für ein wenig Wirbel. Soll es überhaupt ein weiteres Jugendevent geben und wer ist eigentlich dafür verantwortlich? Betroffenheit und Unsicherheit duellieren sich mit Unverständnis und unterdrückter Wut. Auf Seiten des Amtes für Jugendarbeit scheint eher eine Resignation spürbar zu sein. „Das Rheinland schafft es doch auch, viel mehr Jugendliche in Bewegung zu bringen“, „Vielleicht haben wir einfach keine Festivalkultur in Westfalen“ sind Gedanken auf der einen Seite. Die Ehrenamtlichen wünschen sich auf jeden Fall ein Jugendevent, sind wir doch eine evangelische JUGEND! Die Beteiligung der Ehrenamtlichen bei „Juenger im Park“ war ausbaufähig und die Zahl der Anmeldungen noch viel mehr. Kommunikationsprobleme? All das soll uns jedoch nicht weiter beschäftigen. Ist doch auch eine neue starke Jugend auf dem Vormarsch, die der EJKW ihren eigenen Stempel aufdrücken kann.

 

Die Wahlen werden abgehalten und sollen den größten Teil des letzten Sitzungstages bestimmen. So viel, dass die Anträge, die in der Nacht geschrieben wurden, gar nicht gehört und abgestimmt werden können.

Klar, es handelt sich um wichtige Prozesse, die notwendiger Weise durchgeführt werden müssen, aber doch bleibt ein schaler Geschmack auf der Zunge zurück, das Gefühl, wenn man im Auto gerade Vollgas gibt, um die Ampel noch bei Grün zu erwischen, und dann doch wieder voll in die Bremsen treten muss. Die Zeit macht uns einen Strich durch die Rechnung. Naja, immerhin gibt es die digitalen Wege und die Anträge können Anfang Dezember digital verabschiedet werden.

Das Thema für die nächste EJKW: „Arbeit am Strukturprozess“, nicht wirklich sexy, aber notwendig.

Mit dem Gefühl, sich doch an der einen oder anderen Stelle gewinnbringend aneinander gerieben zu haben, geht es in die Mittagspause. Schlange stehen, Abstand wahren, Make tragen, Einbahnstraße. Hoffentlich keine Metapher für den Zustand der Kirche. Ein Anstoß ist gegeben, vielleicht wird ein neuer Grundstein gelegt, für eine neue, digitalere, spontanere und begeisternde Kirche und EJKW im Jahr 2021.

Hoffnungsvoll

Aaron Bellingrath (KK Schwelm)

 

 

Die Beschlüsse der EJKW 2020

Sondersitzung am 01.12.2020

In der Sondersitzung im Dezember 2020 wurden dem der Änderung der Satzung und der Geschäftsordnung auch weitere Anträge verabschiedet.

Hier geht es zu allen Anträgen

Hier sind die Satzung und die Geschäftsordnung in aktueller Fassung zu finden

Evangelische Jugendkonferenz von Westfalen (EJKW) 2014