Jugendkonferenz beschließt: Klimaneutral bis 2035
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Welt und auch in der Evangelischen Kirche. 4% aller Kirchensteuern sollen demnächst für Nachhaltigkeit genutzt werden. Mit diesen Worten führte Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW, am Samstag den 09.09. die Delegierten der Jugend aus den Kirchenkreisen und Verbänden in das Thema des Tages ein: „Nachhaltigkeit“.
Rund 60 Menschen hatten sich in der Jugendkirche in Hamm eingefunden, um über die zukünftige Ausrichtung der Evangelischen Jugend von Westfalen zu beraten.
Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur weltweit relevant, sondern auch innerhalb der Evangelischen Jugend von Westfalen von großer Bedeutung. Schritte in diese Richtung wurden bereits unternommen, wie die Einrichtung eines Arbeitskreises für Nachhaltigkeit und die Entwicklung einer Agenda zur klimagerechten Jugendarbeit und einer Klimaschutzstrategie für den Jugendverband.
Delegierte aus den Kirchenkreisen und Verbänden, sowohl Ehren- als auch Hauptamtliche, waren nun aufgerufen über die Agenda und ganz konkret die Strategie samt daraus resultierenden Anträge zu diskutieren und zu entscheiden.
Eine intensive thematische Auseinandersetzung hatte zwischen der letzten Versammlung im März und diesem Treffen u.a. durch Workshops stattgefunden. Die Ergebnisse dieser Runden aus Ehren- und Hauptamtlichen auf allen Ebenen mündeten in den vorliegenden Anträgen.
Ariane Buchenau, die Vorsitzende der Jugendkammer der EKvW, betonte die Verantwortung der Versammlung, Impulse zu geben und die Basis dazu einzuladen, diesen Impulsen zu folgen.
Während der Aussprache wurde deutlich: so zack zack sind einige Dinge eben auch nicht umzusetzen. Beispielsweise die angestrebte Datenerhebung zum CO2-Ausstoß im Sommer 2024. Da hätte man auch schon viel früher anfangen können.
Vieles, so zeigte sich, wird längst an einigen Stellen auch schon umgesetzt oder ist recht unkompliziert einzuführen, beispielsweise vegetarische Kost. Gleichzeitig gilt stets darauf zu achten keine Doppelstrukturen einzuführen und vorhandene Dienstleistungsangebote effektiv zu nutzen.
So könnten wir beispielsweise noch enger mit dem Klimabüro der Landeskirche zusammenarbeiten und dieses intensiver in unsere Prozesse involvieren.
Hitzig, wenn auch konstruktiv, waren inzwischen nicht nur die Gemüter, sondern insbesondere die Temperaturen im Tagungsort, trotz historischen Gemäuers.
Nach intensiver Diskussion ging es an die Abstimmung. Diese machte deutlich klar: die evangelische Jugend macht sich sichtbar auf den Weg zu einer klimaneutralen Jugendarbeit!
Erfreut von dem Ergebnis äußerte der Delegierte Maximilian Plöger aus Bielefeld „Bei dieser Versammlung zum Thema Nachhaltigkeit haben wir unsere Ideen weiterentwickelt und in gute Beschlüsse gegossen. Ich bin begeistert und motiviert, die Ev. Jugend von Westfalen nachhaltiger zu gestalten und so eine vielversprechende Vision für die Zukunft zu prägen.“
Sichtlich zufrieden klare Eckpfeiler gesetzt zu haben, löste sich die Versammlung auf und alle reisten mit vielen Informationen und Botschaften im Gepäck zurück an ihre Wirkungsstätten.
Auch Organisator Burkhard vom Schemm, zuständig im Amt für Jugendarbeit der EKvW für das Handlungsfeld Ehrenamt, zeigte sich erfreut. „Die Versammlung in der Jugendkirche Hamm zeichnete sich durch engagierte Diskussionen und produktive Ergebnisse aus. Ein paar Grad weniger, und die Versammlung wäre einfach nur perfekt gewesen.“
Beschlüsse konkret:
Klimaschutzstrategie (Download als pdf)
Verabschiedet wurde die vorgelegte Klimaschutzstrategie. Ziel: Die Evangelische Jugend von Westfalen wird bis spätestens 2035 "klimaneutral".
Zur Erreichung dieses grundsätzlichen Ziels wurden weitere Themen identifiziert und dazu handfeste Beschlüsse gefasst:
Ernährung (Download als pdf)
Da Ernährung ca. 35 Prozent des ökologischen Fußabdrucks eines
Menschen ausmacht, ist dieser Bereich auf dem Weg zur klimagerechten
jugendverbandlichen Arbeit von großer Bedeutung.
Deshalb wurde entschieden alle zentral organisierten Veranstaltungen der Evangelischen Jugend von Westfalen künftig mit fleischloser Ernährung aus der Region bzw. fair gehandelten Produkten zu versorgen.
Als klare Empfehlungen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Kirchenkreisen, Gemeinden und Verbänden gilt nun stets pflanzliche Alternativen zu tierischer Nahrung anzubieten und Überlegungen anzustoßen, ob auf tierische Nahrung komplett verzichtet werden kann. Wenn Fleisch angeboten wird, dann soll dieses aus regionaler und Bio-Tierhaltung stammen.
Auch der Kauf von Produkten aus Fairem Handel und die Vermeidung von Verpackungen sind stehen auf der Liste der Empfehlungen. Zudem soll, wenn möglich, die Nutzung geretteter Lebensmittel bevorzugt werden und Ware möglichst unverpackt sein.
Nimmt die evangelische Jugend externe Anbieter von Unterbringung in Anspruch, so sollen nach Wunsch des Gremiums umweltzertifizierte Häuser bevorzugt werden.
Um diese Empfehlungen gut umsetzen zu können, soll es Unterstützung durch die Jugendkammer und den AK Nachhaltigkeit geben, z.B. durch Checklisten, Arbeitshilfen oder das Aufzeigen von Fördermitteln.
Freizeitenarbeit (Download als pdf)
Der Freizeitenarbeit kommt eine besondere Bedeutung auf dem Weg zu Treibhausgasneutralität zu, verursachen doch viele Maßnahmen immer noch eine hohe CO2-Belastung durch Transfer (An- und Abreise), Energieverbrauch in der Unterkunft, Verpflegung, Müll etc. Folgende Schritte wurden nun beschlossen:
Eine Datenerhebung zum CO2-Ausstoß von Freizeiten der in den darauffolgenden Jahren kontinuierliche reduziert werden soll. Auch hierzu sollen praxisnahe Materialien und Schulungen angeboten werden.
Das Fernziel besteht darin, dass Freizeiten der Ev. Jugend von Westfalen klimaneutral sind.
Textilien (Download als pdf)
Die Jugendarbeit der EKvW kann durch eine nachhaltige Beschaffung von Textilien einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und zur Einhaltung von Menschenrechten leisten.
So beschloss die Versammlung u.a. offiziell zu empfehlen, bei Neuanschaffung von Textilien, zu prüfen, ob sie wirklich nötig sind, ansonsten nur noch nachhaltig produzierte Ware zu beschaffen, Mitglied in der Kampagne Saubere Kleidung zu werden und die Maßnahmen zur Sensibilisierung des Themas in der pädagogischen Arbeit zu intensivieren.
Votum an die Synode der EKvW (Download als pdf)
Das politische Engagement der Landeskirche bis 2035 klimaneutral zu werden, wurde ausdrücklich unterstützt. Die Versammlung gab der Synode darüber hinaus noch ein paar Gedanken mit auf dem Weg. U.a. bittet die Versammlung die Landessynode, einen politisch wirksamen, intergenerativen Diskurs zum Klimaschutz anzustoßen und dabei besonders auch das Gespräch mit Klimaaktivist*innen einzufordern und zu suchen.