Der Stammtisch beim CSD 2014 in Münster

Doppelt anders

Stammtisch für Menschen mit Handicap beim CSD 2014 in Münster

Münster. Am Samstag, den 30.08. hat sich ein Menschenzug mit Spruchbändern, Trommeln und Trillerpfeifen durch die Innenstadt Münsters bewegt. Mittendrin ein Plakat, auf dem zu lesen war: „Ich liebe, wen ich will!“. Es war Christopher Street Day (CSD) in Münster, der traditionelle Fest- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern (LGBT).  Zum zweiten Mal mit dabei war auch eine Gruppe des Stammtisches für LGBT mit Handicap.

Gleich - und doch anders
„Es ist toll mit so vielen anderen gemeinsam auf die Straße zu gehen“, erzählt Thorsten, der die Idee zu dem Stammtisch hatte. „Auch wenn ich vielleicht nicht so schlau bin wie die anderen, möchte ich aber auch, dass wir Schwulen und Lesben nicht so ausgegrenzt werden“, so Thorsten. Neben ihm im Zug: Robert, der das Plakat mit dem Motto des Stammtisches hoch über die Köpfe der anderen hielt: “Ich liebe, wen ich will!“. „So wollen wir auf uns aufmerksam machen und auch für unseren Stammtisch werben“ kommentiert er seinen Einsatz.
Viele Erfahrungen teilen die Mitglieder des Stammtisches mit den anderen Teilnehmenden des CSDs. Sich beispielsweise in der Familie oder am Arbeitsplatz zu outen und offen zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen, ist oft ein langer Weg. Eine geistige oder körperliche Behinderung macht es nicht eben einfacher. Ganz im Gegenteil, wie etliche der Stammtischgruppe zu berichten wissen.
Neben seiner „sonstigen Andersartigkeit“ auch noch dem klassischen Bild von sexueller Orientierung zu widersprechen, erschwert es dem Umfeld umso mehr, die Betroffenen ernst zu nehmen. Zudem liegen spezielle Angebote für Schwule und Lesben häufig nicht gerade vor der Haustür und gerade für Menschen mit Behinderung ist eine solche Mobilität häufig nur durch hohen Aufwand einzurichten.

Selbstbewusstsein stärken
Die positiven Erfahrungen aus dem letzten Jahr haben die Mitglieder des Stammtisches darin bestärkt, diesmal auch mit einem Stand auf dem Fest vertreten zu sein.
„Ich finde es toll zu erleben, dass unsere Leute immer mutiger werden“, berichtet Timo Stegemann, einer der zwei Begleiter des Stammtisches. Und tatsächlich wurden am Stand des Stammtisches viele Gespräche geführt und Prospekte verteilt.
Um selbst zu erleben, welche Hindernisse einem als Rolli-Fahrer begegnen, konnten die Besucher des Standes auch an einem Rolli-Parcours teilnehmen.

Der Stammtisch
Jeden ersten Montag im Monat trifft sich der Stammtisch „Ich liebe, wen ich will!“ in der Ev. Familienbildungsstätte in Münster. Seit Februar 2012 kommt dort ein regelmäßiger Kreis von etwa 10 schwulen, lesbischen, bisexuellen und transsexuellen Menschen mit Behinderung zusammen. In lockerem Rahmen tauschen sich die Besucher aus, sprechen über ihre Erfahrungen und machen gemeinsame Unternehmungen.
Der Stammtisch ist ein Kooperationsangebot der AidsHilfe Münster e.V., der Evangelischen Familienbildungsstätte Münster und der Evangelischen Jugendbildungsstätte Nordwalde.

Kontakt:
AidsHilfe Münster,
Tel. 0251/6096015,
papenkort(at)aidshilfe.org

                                                                                      01.09.2014
 

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