Verabschiedung Bernd Hillebrand

Abschied von einem Helden der kirchlichen Finanzwelt

Bernd Hillebrand als Geschäftsführer des Amtes für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen in den Ruhestand verabschiedet

Spurensuche - Tatort Jugendarbeit

Ein besonderer Anlass erfordert besondere Maßnahmen.
Nach dieser Devise wurde nach 20 Jahren Führung der Geschäfte im Amt für Jugendarbeit Bernd Hillebrand am Freitag, den 20. September in Schwerte, Haus Villigst, in einem feierlichen Gottesdienst mit anschließendem Empfang, in den Ruhestand verabschiedet.
Leitendes Motto des Abends war „Tatort Jugendarbeit“ und die Gastgeber, die Mitarbeitenden des Amtes für Jugendarbeit, hatten alle Gäste zu einer Spurensuche eingeladen. Spuren, die Bernd Hillebrand mit seiner Arbeit - und mehr noch - mit seiner ganz eigenen Art, bei ihnen und ihrer Arbeit hinterlassen hat.

Nachdem alle Anwesenden mit einem speziellen Ausweis die Sicherheitsschleuse passiert hatten, begrüßten Eva Beeres-Fischer und Elke Kaika in der Rolle von Spezial Agenten die 170 Gäste und leiteten durch das Programm.

Landeskirchenrätin Dr. Will-Armstrong ehrte in ihrer Ansprache den 65-jährigen Pädagogen als einen Menschen, der stets achtsam mit Menschen und Ressourcen umgegangen sei. „Wie machen wir Kinder und Jugendliche stark?“, das sei die Frage gewesen, die Hillebrand stets umgetrieben habe und anhaltende Motivation für sein Wirken war, so Will-Armstrong. Er hinterlasse uns damit auch ein Vermächtnis: auch uns solle dies immer wieder bestärken, für die Rechte von Kindern und Jugendlichen einzutreten.

Ganz wie es einem Tatort gebührt gab es auch ein Spurensicherungs-Team, das in weißen Anzügen zwischen den Programmpunkten des Abends die Spuren Bernds, hauptsächlich an seinem Schreibtisch, der als Bühnenelement zu sehen war, sicherte.

Beiträge von Kollegen des Amtes, aus Kirchenkreisen und von Landesebene zeichneten das Bild Bernds nach. Sehr humorvoll und mit viel Fantasie wurde manchen Spuren noch mal auf den Grund gegangen.
Sicherlich ein Highlight des Abends war Frank Fischers (Kirchenkreis Hagen) Besuch in der Rolle des Herbert Knebels. Ganz in Knebelmanier erzählte er von den „Blagen“ mit denen man es in der „Youth-Arbeit“ zu tun hat und beschwor Bernd als Erfinder der „Konfzi-Camps“, weil er sich als „kleiner Bengel“ geschworen habe, anderen Kindern die Langeweile am Konfi-Unterricht zu ersparen. Auch von „Geschlechtsführenden Ausschüssen“ war die Rede, aber das soll hier jetzt nicht weiter vertieft werden ;-)
Tränen waren jedenfalls zu sehen - aber an dieser Stelle waren sie Ergebnis des schallenden Gelächters.

Es ging aber auch wesentlich getragener, wenn auch nicht weniger lustig zu. So brachte Dieter Schönfelder (Kirchenkreis Münster) eine Abwandlung des Erl-König zum Besten. Aus diesem wurde „Bernd-König“ und betörte mit Zeilen wie „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Bernd – und rechnet geschwind. Er hat den Haushalt wohl in dem Arm. Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.“

Per Videobotschaft wurden die Gäste auch Zeugen einer „Ode für einen Helden der kirchlichen Finanzwelt“, in der Erich Schriever, ehemaliger Referent des Amtes für Jugendarbeit, Referat Kulturarbeit, Bernd für seine Unterstützung bei Ideen dankte, die auf kein Formular passten.

Zwischendurch wurden von dem mit Akten und Papieren überladenen Schreibtisch auf der Bühne Stapel abgetragen und durch Blumen ersetzt. Denn Bernd habe es immer wieder geschafft, aus staubigem Papier blühende Landschaften für die Jugendarbeit zu zaubern.

Die Spitze der EJKW hielt ein Musikvideo bereit, in dem die Ehrenamtlichen des Gremiums Bernd als Kapitän der „juenger-Airways“ zeigten. Sie selbst tanzten im Flugbegleiter-Outfit im Airport-Ambiente zu rhythmischer Musik.

So geht die Liste der Beiträge weiter. Hier erwähnt sei lediglich noch ein Lied mit gigantisch vielen Abkürzungen nach „MfG Mit freundlichen Grüßen“. Ich bin mir sicher, dass Bernd der Einzige war, der mit allen Abkürzungen etwas anfangen konnte.

Der Tenor der Wortbeiträge: Bernd wurde als äußerst verlässlicher Partner gerühmt, der seines Gleichen suche. Die Worte von Bernd Opitz, Geschäftsführer der AEJ-NRW (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend NRW), fasste dies für viele treffend zusammen „Auf Bernd konnte ich mich immer verlassen. Wirklich immer!“
Wie kein zweiter habe Bernd es außerdem verstanden, Menschen, auch mit unterschiedlichen Meinungen, zusammen zu bringen. Nicht zuletzt deshalb hob Erich Reinke, Vorsitzender der EJKW, die unermüdliche Bereitschaft Bernds hervor, auch Ehrenamtliche in allen Belangen partnerschaftlich zu integrieren.

Das Gefühl „in guten Händen gewesen zu sein“ brachten die geschäftsführenden Jugendreferenten der Kirchenkreise ganz praktisch zum Ausdruck. Zum Abschied wollten sie Bernd die Erfahrung geben, die sie über die Jahre mit ihm gemacht hatten und trugen Bernd auf Händen symbolisch in den Ruhestand.

Mit Standing Ovations für Bernd Hillebrand rundeten die Gäste die Ehrungen des Abends ab. Auch wenn Bernd, wie an dem Abend zu erfahren war, nicht wirklich den Ruhestand antritt, sondern zunächst die Geschäfte der Diakonenschule Martineum in Witten übernimmt, nutzen alle die Gelegenheit, um Lebewohl zu sagen zu einer Ära: Bernd Hillebrand als Geschäftsführer des Amtes für Jugendarbeit.

Landesweite Aufmerksamkeit erreichte Bernd Hillebrand durch Aktionen unter seiner Beteiligung wie

  • Der Kampagne zur Landessynode 1997 „Ohne uns sieht eure Kirche alt aus“ für eine stärkere Partizipation von Kindern und Jugendlichen in kirchlichen Strukturen 
  • Die im Jahr 2004 erste erfolgreiche Volksinitiative in Nordrhein-Westfalen, innerhalb von acht Wochen trugen sich mit 174.858 Bürgern fast dreimal so viele in die Listen ein wie nötig. Die Initiative forderte die Absicherung des Kinder- und Jugendfördergesetzes.
  • Die Kampagne gegen Kinderarmut „Lasst uns nicht hängen“ (2008-2009), die etliche Impulse und Aktionen in der westfälischen Landeskirche anstieß, die teilweise bis heute fortbestehen.


Die Nachfolge als Geschäftsführer des Amtes für Jugendarbeit wird unverzüglich von dem Pädagogen und Social Manager Knut Grünheit angetreten. Dieser war seit dem Jahr 2011, nach mehreren Jahren als kreiskirchlicher Jugendreferent in Steinfurt-Coesfeld-Borken, bereits Mitglied des Amtes als Fachreferent für Ferienfreizeiten, Erlebnispädagogik und Kindesschutz.