EJKW 2013

Unser Kreuz hat keine Haken!

Evangelische Jugendkonferenz von Westfalen tagte von Freitag (11.10.) bis Sonntag (13.10) auf der Wewelsburg (Büren-Wewelsburg) und befasst sich mit dem Thema Rechtsextremismus damals und heute.

Am Freitag Nachmittag wurde sie gehisst, die juenger-Fahne der Evangelischen Jugend von Westfalen, vor der Jugendherberge in der Wewelsburg.
Die 70 Teilnehmenden aus 20 Kirchenkreisen zeigten sich beeindruckt von ihrem Tagungsort. Dicke hohe Mauern und konferiert wird in einem Festsaal in einem Turm. Eben eine echte Burg - die Wewelsburg (obwohl sie eigentlich ein Schloss ist).

Ganz nach der Tradition der EJKW wurde die Gruppe am Freitag Abend von der Superintendentin des Kirchenkreises Paderborn Anke Schröder mit einer Andacht begrüßt. „Es braucht Mut sich weltlicher und zerstörerischer Herrschaft entgegen zu stellen“, so Schröder und zieht den Vergleich zwischen den festen Mauern einer Burg und Gott. Dieser könne uns Schutz und Stärke vermittelt um mutig gegen Unrecht und menschenverachtende Tendenzen in der Gesellschaft einzutreten.

Mut haben die Abgesandten der Kirchenkreise, Gemeinden und Verbänden, denn das Thema „Rechtsextremismus - damals und heute“, wurde bewusst für diese Tagung ausgewählt. Hendrik Meisel, Stellvertretender Vorsitzender der EJKW dazu: „Wir haben dieses Thema gewählt um ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen gegen Rassismus, für Demokratie und menschenverachtende Ansichten. Dieser Weg ist kein einfacher, aber wir können uns sicher sein, dass Gott mit uns ist.“

Bereits am ersten Abend wurde deutlich, dass viele schon gut auf diesem Weg unterwegs sind. Umfangreich und vielschichtig ist das Engagement der Evangelischen Jugend gegen menschenverachtende Tendenzen. Gedenkstättenarbeit, Gegendemonstrationen, interkulturelle Verständigung und Aktionstage sind nur einige der Aktivitäten, die in ganz Westfalen immer wieder zu Wachsamkeit gegen rechtes Gedankengut aufrufen. Ganz aktuell ist die gemeinsame Kampagne der Evangelischen Jugend Rheinland, Westfalen und Lippe  „ERINNERN ERKENNEN ENGAGIEREN“ zur Erinnerung an die Pogromnacht, die am Sonntag (13.10.) in Essen offiziell eröffnet wird.
Es passiert viel. Und das ist gut. Denn bereits an nächsten Tag hatten die Delegierten einen realen Einblick was passieren kann, wenn nicht genug gegen menschenverachtende Tendenzen aufbegehrt wird.

Erinnern
Mut zu zeigen und aktiv Zeichen zu setzen benötigt das Wissen um die Vergangenheit. Allein die Wahl des Tagungsortes setzte hier schon an, denn die Wewelsburg wurde im Dritten Reich von der SS übernommen, um sie als Versammlungsstätte für die Obersten SS-Angehörigen einzusetzen. In unmittelbarer Nähe entstand damals das Konzentrationslager Niederhagen. Heute beherbergt die Burg Kreismuseum, Jugendherberge und Teile der Abteilung „Erinnerungs- und Gedenkstätte 1933-1945. Die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ ist im ehemaligen SS-Wachgebäude auf dem Burgvorplatz zu sehen.
Während einer Museumsführung und auch bei einem Stadtrundgang durch den Ort Wewelsburg am Samstagvormittag konnten sich die Jugendvertreter einen umfangreichen Eindruck von den damals dort begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit machen. „Vieles weiß man natürlich von damals, aber ich habe doch auch einiges erfahren, was ich nicht wusste“, berichtet ein junger Teilnehmer nach diesem Blick in die Vergangenheit. „Dass zum Beispiel Runen und viele andere germanische Symbole von den Nazis einfach okkupiert wurden war mir neu“.

Erkennen
Auch die Evangelische Jugendarbeit sieht sich heute mit rechtsradikalen Tendenzen in der Gesellschaft konfrontiert. „Aus diesem Grund ist es unumgänglich diese Strömungen deutlich erkennen zu können“, so Dieter Frohloff vom Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen und Experte für Rechtsextremismus. Aufklärung dazu brachte den Teilnehmenden die Workshopangebote am Nachmittag zum Thema „Rechtsextremismus heute“. Ausgewiesene Experten informierten über den Lifestyle der rechten Szene wie Musik, spezielle Kleidung oder Symbole. Mehr zu erfahren war auch über die Rolle von Mädchen in der rechten Szene. Um nicht im ohnmächtigen Erkennen stecken bleiben zu müssen gab es zusätzlich Tipps und Strategien gegen Rechtsextremismus, wie zum Beispiel ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen.

Engagieren
Trotz bereits lebhaften Engagements der Evangelischen Jugend gegen rechtsextremistische Ideologie, soll dieser Weg weiter ausgebaut werden. Einstimmig wurde dann am Ende des Tagungsteils auch eine Resolution gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Gewalt verabschiedet. Diese Resolution bietet der Evangelischen Jugend nun Handlungsleitlinien und ruft auf weiterhin klar Stellung zu beziehen. Es sollen Aktionen und Projekte durchgeführt werden, die junge Menschen sensibilisieren und ermutigen, für ein demokratisches und menschenwürdiges Leben einzutreten.

Download der Resolution (pdf)

Ihren Abschluss fand die diesjährige Jugendkonferenz mit einer Gedenkfeier am Mahnmal auf dem Grund des ehemaligen Konzentrationslagers. Erich Reinke als Vorsitzdender der EJKW, legte ein Blumengesteck nieder, stellvertretend für die gesamte Evangelische Jugend von Westfalen, in Gedenken an die Menschen, die dem Terror der Nazis dort zum Opfer gefallen sind. Die Delegierten taten es ihm mit weißen Rosen nach.

Was sonst noch passiert ist...


Ehrenamtsbroschüre
Wie auf der letzten Konferenz versprochen, legte die EEKW ihre fertige Ehrenamtsbröschüre vor. Das Papier "E wie Ehrenamt und j wie juenger" schließt an die landeskircheliche Veröffentlichung "E wie Ehrenamt" an, nimmt aber primär das jugendliche Ehrenamt in den Blick. Die Teilnehmenden erhielten diese Veröffentlichung ganz exklusiv, denn noch ist es überhaupt nicht in den Regionen verteilt. Sobald dies der Fall ist, wird es auch hier die Möglichkeit zum Download geben.

Verabschiedungen
Zwei lange Weggefährten der EJKW haben sich auf dieser Konferenz verabschiedet. Dieter Schönfelder aus dem Kirchenkreis Münster wird das Tagen auf dieser Zusammenkunft demnächst an andere Kollegen weiter geben. Mit herzlichen Worten bedankte er sich bei allen für die "freundschafliche" Zusammenarbeit und verriet auch den vielen Neuen auf dieser Tagung, dass er die EJKW immer als Ort guter Gedanken, Reibungen und Abstimmung erlebt habe.
Auch Volker Rotthauwe aus dem Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken wurde verabschiedet. Dieser folgt dem Ruf der Kirchenleitung an das Institut für Kirche und Gesellschaft in Villigt, wo er zünkünftig aber weiter das Thema bearbeitet, für das er auch in der Evangelischen Jugend schon gestritten hat: Nachhaltigkeit.

Vorrausblick
Für die nächste EJKW, die im Oktober 2014 in der Jugendbildungsstätte Berchum stattfinden wird, wurde das Thema "Ohne uns sieht eure Kirche alt aus" gewählt. Das Thema nimmt soll einen Rückblick auf die Landessynode 1997 werfen, in der Partizipation und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in unserer Kirche behandelt wurde. Was ist aus den Beschlüssen geworden, wo muss nachgehakt und eingefordert werden...
Das Thema soll auch den Blick auf generationsübergreifende Aspekte in dem Zusammenspiel von Jugend und Gemeinde werfen.

14.10.2013

Anja Lukas-Larsen