Ich bin unterwegs im Osten Deutschlands. Ich fahre zu einem Vortrag nach Weimar. Nachdem ich mit meinen Vortrag fertig bin möchte ich nur noch kurz etwas essen und kehre dafür in das "älteste Gasthaus in Weimar" ein. Da ich alleine unterwegs bin und was zum Lesen suche greife ich mir eine Zeitschrift. Beim Aufschlagen fällt eine Postkarte heraus. Referenz - Respekt - Ehrenamt steht darauf. Sie ist von der Thüringer Ehrenamtsstiftung.

Toll, denke ich, eine eigene Stiftung zur Förderung der Ehrenamtlichkeit von Jugendlichen in Thüringen. Ja zum Thema Ehrenamt arbeiten wir auch in der Ev. Jugend von Westfalen. Ich grübele über unsere Arbeit in der EJKW, im Arbeitskreis Ehrenamt, über die Etablierung einer Ehrenamt-Konferenz für Westfalen und vieles weitere.

Da fällt mir Steffi ein. Steffi kenne ich schon seit einiger Zeit, sie ist 18 Jahre alt und geht in die 12. Klasse eines städtischen Gymnasiums und macht in diesem Mai ihr Abitur. Lange Tage, die letzten Klausuren, die Ungewissheit, ob alles klappt und der Stress mit dem Lernen. All das bewegt Steffi in diesen Tagen. Jeden Nachmittag kommt Sie nach Hause und setzt sich gleich an den Schreibtisch, weiter lernen. Die Lernzettel, Mappen und Aufzeichnungen, die sie erstellt hat, reichen auf dem Boden gestapelt schon über die Fensterbank hinaus.
Hier sitzt Steffi Nachmittag um Nachmittag, mit wenigen Ausnahmen. Mittwochs ist Kindergruppe. Steffi leitet diese seit fast zwei Jahren. Damals hat die Kirchengemeinde beschlossen, keinen weiteren Jugendmitarbeiter einzustellen, als der gegenwärtige sich auf eine neue Stelle beworben hat. Auf einmal gab es keine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mehr in Steffis Kirchengemeinde. So entschloss sich Steffi mit ihrer Freundin Lisa, zumindest die Kindergruppe mittwochs nachmittags weiter zu führen.

Jeden Mittwoch wird nun gebacken, gebastelt, gemalt, Spiele gespielt, Ausflüge unternommene und vieles mehr. Steffi arbeitet ehrenamtlich in ihrer Kirche. Als das alles los ging, hat sie mit Lisa noch schnell die Jugendleiterschulung gemacht.

Wenn man Steffi fragt, was sie sich für die Kinder und Jugendlichen in ihrer Kirchengemeinde wünscht, sagt sie, dass Sie wieder einen Hauptamtlichen brauchen, der sie begleitet, der ihre Ideen aufnimmt und mit ihnen weiter entwickelt. Sie möchte auch besondere Angebote für sich und Lisa, und all die anderen, die dann auch wieder Interesse hätten, in ihrer Kirchengemeinde ehrenamtlich mitzuarbeiten.

So wie Steffi und Lisa geht es vielen, die sich einbringen in ihrer Kirche. Engagiert und initiativ ermöglichen Sie vielen Angebote für Kinder und Jugendliche. Wir brauchen Ehrenamtliche mehr denn je - in Kirchengemeinden, die am falschen Ende sparen, und die partizipatorische Arbeit mit den zukünftigen Generationen einstampfen, genauso wie in Kirchengemeinden, in denen es begleitende Hauptamtliche gibt.
Erfolgreiches Ehrenamt, das Spaß macht und das junge Menschen motiviert, sich in ihrer Kirche einzubringen ist an gewisse Faktoren geknüpft. Qualifikation und Motivation, Begleitung durch Hauptamtliche, Förderung und Partizipation, Schutz und Sicherheit und natürlich Wertschätzung, Anerkennung und Dankbarkeit sind hier zu nennen!

Diesen Leitideen folgend, wollen jugendliches Ehrenamt auf allen Ebenen fördern. Denn so gestalten wir, Ehrenamtliche und Hauptamtliche gemeinsam unsere Kirche. Mit Steffi, Lisa und den vielen anderen Tausenden Jugendlichen Ehrenamtlichen in Westfalen.

Hendrik Meisel